EZB VOR WEGWEISENDER SITZUNG

DekaBank erwartet großes EZB-Paket

Volkswirte prognostizieren Zinssenkung und neue Nettoanleihekäufe - Neue Projektionen im Fokus

DekaBank erwartet großes EZB-Paket

Die EZB-Sitzung am Donnerstag wird mit großer Spannung erwartet und gilt als wegweisend. Als sicher gilt, dass der EZB-Rat seine ohnehin bereits sehr expansive Geldpolitik weiter lockern wird. Die große Frage ist, wie umfangreich die Lockerung ausfällt. Die DekaBank setzt auf ein umfassendes Paket.Von Mark Schrörs, FrankfurtIm Kampf gegen die unerwartet starke Konjunkturabschwächung im Euroraum wird die Europäische Zentralbank (EZB) nach Einschätzung der DekaBank am Donnerstag ein großes Maßnahmenpaket inklusive neuer Nettoanleihekäufe schnüren. “Wir gehen davon aus, dass sie ihrer Tradition treu bleibt und erneut ein Bündel an Maßnahmen beschließt”, schreibt Kristian Tödtmann im Kommentar zum neuen Deka-Zinskompass, der jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung erscheint.Im August lag der Wert des Deka-Kompasses, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, bei -19,2 Punkten und damit laut Tödtmann auf einem Niveau, bei dem die EZB in der Vergangenheit ihre Politik stets gelockert habe. Konkret erwartet die DekaBank nun vor allem eine erneute Senkung des Einlagenzinses von -0,4 % auf -0,5 % und neue Nettowertpapierkäufe von monatlich bis zu 30 Mrd. Euro für eine Dauer von zwölf Monaten.Die EZB-Sitzung am Donnerstag wird mit großer Spannung erwartet und gilt als wegweisend. Bei der jüngsten Sitzung Mitte Juli hatte der EZB-Rat die Tür für eine weitere Lockerung seiner ohnehin bereits sehr expansiven Geldpolitik weit aufgemacht. Als Begründung hatte er auf den sich verschlechternden Wirtschaftsausblick und die nicht in Fahrt kommende Inflation verwiesen. Seitdem haben sich die Lage und der Ausblick kaum verbessert.Mitte Juli hatte der EZB-Rat zudem bereits die zuständigen EZB-Arbeitsgruppen beauftragt, alle Optionen für eine Lockerung zu prüfen – explizit inklusive weiterer Zinssenkungen und neuer breiter Nettoanleihekäufe (Quantitative Easing, QE). Das Protokoll der Sitzung und einige Wortmeldungen führender Zentralbanker hatten danach Erwartungen auf ein breites Paket samt QE-Neuauflage immer weiter befeuert. Zuletzt hatten dann die Gegner einer umfassenden Lockerung mobilgemacht – woraufhin manche Erwartung zurückgeschraubt wurde.Tödtmann ist aber überzeugt, dass die aktuellen Daten die EZB zu einem breiten Paket veranlassen werden. So ist etwa die Konjunktursäule des EZB-Kompasses im August weiter auf – 10,3 Punkte zurückgegangen. Sie lag damit so tief wie zuletzt im Herbst 2013, als sich die Euro-Wirtschaft von der Staatsschuldenkrise erholte. Das konjunkturelle Momentum habe in den vergangenen zwei Jahren stark nachgelassen, so Tödtmann.Tödtmann erwartet zudem, dass die neuen makroökonomischen Projektionen, die die EZB-Volkswirte am Donnerstag vorlegen, auch keine schnelle Besserung vorhersagen werden. Er erwartet, dass die Wachstumsprognosen noch einmal deutlich nach unten revidiert werden. Im Juni hatten die EZB-Volkswirte für 2019 1,2 % Wachstum und für 2020 und 2021 je 1,4 % Wachstum projiziert. Inflation erreicht Ziele nichtAuch die Inflationssäule des EZB-Kompasses, die bereits seit Ende 2018 unter der Nulllinie liegt, hat in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich nachgelassen. Tödtmann erwartet, dass sich auch das in den neuen Projektionen widerspiegeln werde. “Von ihren Vorhersagen von Anfang Juni, dass die Kerninflation bis 2021 auf 1,6 % steigen wird, dürften die EZB-Volkswirte erhebliche Abstriche machen”, sagt Tödtmann: “Eine weitere Lockerung der Geldpolitik scheint damit programmiert.” Schließlich habe der EZB-Rat Mitte Juli erklärt, er sei entschlossen zu handeln, falls der mittelfristige Inflationsausblick weiterhin hinter den Zielsetzungen zurückbleiben sollte. Für die Gesamtinflation hatten die EZB-Volkswirte im Juni für 2019 bis 2021 1,3 %, 1,4 % und 1,6 % vorausgesagt.Die Finanzierungssäule des Kompasses dagegen drang im August weiter in den positiven Bereich vor. “Vor diesem Hintergrund könnte man die Frage stellen, inwieweit eine weitere Lockerung der Geldpolitik überhaupt sinnvoll und notwendig ist”, sagt Tödtmann. Aber er warnt zugleich: Das günstige Umfeld basiere auch bereits auf Erwartungen an neue EZB-Maßnahmen. “Insofern wäre es für die EZB riskant, die Markterwartungen zu enttäuschen, nachdem sie diese zuvor vehement nach oben getrieben hat”, so Tödtmann.