DekaBank: EZB belässt es bei Worten

Volkswirte erwarten keine weitere Lockerung der Geldpolitik - Neue Inflationsprojektion im Mittelpunkt

DekaBank: EZB belässt es bei Worten

Die Spannung vor der EZB-Sitzung am Donnerstag ist groß. Die sich zuspitzende Krise in der Ukraine erhöht sie noch weiter. Die DekaBank aber geht davon aus, dass die Euro-Währungshüter zunächst abwarten werden.ms Frankfurt – Für die Europäische Zentralbank (EZB) ergibt sich aus den jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten kein unmittelbarer Bedarf, die Geldpolitik weiter zu lockern – so zumindest lautet die Einschätzung der DekaBank, die deshalb auch für die Zinssitzung am Donnerstag sowie darüber hinaus keine neuerlichen Maßnahmen der EZB prognostiziert. Stattdessen erwarten die Deka-Volkswirte eine “Fortsetzung der Draghi-Rhetorik”, also primär die Zusage, dass die EZB falls nötig zum Handeln bereit sei, heißt es im Kommentar zum neuen Zinskompass, der jeden Monat vor der Sitzung in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Ölpreis als RisikofaktorDer Indexwert des Kompasses ging zwar im Februar leicht von – nach unten revidierten – 26,8 auf 26,3 Punkte zurück. Er fasst die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammen. Deka-Volkswirtin Marina Lütje und -Chefvolkswirt Ulrich Kater sehen darin aber nur eine “Verschnaufpause”. Sie betonten, dass der Kompass nun bereits acht Punkte höher liegt als bei seinem Dreijahrestief im April 2013. Zudem erwarten die Volkswirte in den nächsten Monaten einen Anstieg in Richtung 40 Punkte.Unter Volkswirten und Marktteilnehmern herrscht aktuell große Unsicherheit über den weiteren Kurs der EZB, die Prognosen gehen weit auseinander. Einerseits hat sich die wirtschaftliche Lage weiter stabilisiert – was eher gegen eine weitere Lockerung spricht. Andererseits liegt die Inflation mit zuletzt 0,8 % deutlich unterhalb des EZB-Ziels von knapp 2 % – was die EZB zu neuerlichen Maßnahmen treiben könnte.Notenbankchef Mario Draghi hatte nach der Sitzung Anfang Februar gesagt, dass bis zum Treffen Anfang März weitere wichtige Informationen vorlägen. Damit hatte er einen starken Fokus auf das jetzt anstehende Treffen gelenkt und bei vielen Marktakteuren Erwartungen im Hinblick auf neuerliche Hilfen geschürt.Nach Einschätzung von Lütje und Kater deuten die jüngsten Daten auf eine fortschreitende, moderate Konjunkturerholung hin. Das ist auch das Hauptszenario der EZB. Sie setzt darauf, dass dann auch die Inflation anzieht, und befürchtet deshalb keine Deflation. Das könnte aber “eine Geduldsprobe für die EZB und die Märkte” werden, so die Deka-Volkswirte. Sie erwarten, dass die Teuerung frühestens ab April wieder leicht steigt und so lange unter 1 % verharrt. Eine zentrale Bedeutung kommt am Donnerstag den neuen Wachstum- und Inflationsprojektionen der EZB-Volkswirte vor, die erstmals auch einen Ausblick für 2016 enthalten werden. Einiges spricht dafür, dass die Prognose für die Teuerung bei rund 1,5 % oder ein wenig höher liegen wird, aber nicht bei 1,8 % oder 1,9 %. Die große Frage ist dann, ob sich diejenigen im EZB-Rat durchsetzen werden, die sagen, dass ein solches Unterschreiten des Ziels neue Hilfen nötig macht, oder diejenigen, die der Auffassung sind, dass die Tendenz stimmt.Trotz ihrer generell zuversichtlichen Einschätzung für die Euro-Wirtschaft warnen die Deka-Ökonomen davor, die Risiken der aktuellen Situation außer Acht zu lassen. “Die Eurozone befindet sich nur eine Rezession von negativen Inflationsraten entfernt”, so Lütje und Kater. Der aktuell geringe Abstand zur Nullinflation oder gar zu sinkenden Preisen ist auch das, was im EZB-Rat vielen Kopfzerbrechen bereitet.Das größte Risiko sieht die DekaBank in einem “Schock der wirtschaftlichen Erwartungen”, etwa durch äußere Umstände oder aus dem Finanzsystem heraus. Was die sich zuspitzende Lage in der Ukraine betrifft, sind die Volkswirte noch zuversichtlich, dass alle Parteien bestrebt sein werden, die wirtschaftlichen Auswirkungen einzugrenzen. Am ehesten macht ihnen der Rohölpreis Sorge. Vor dem Hintergrund der eskalierten Spannungen ist dieser bereits angestiegen; er stelle “die Achillesferse der europäischen Konjunktur” dar, so die DekaBank.