DekaBank hält weitere EZB-Stimuli für angezeigt
ms Frankfurt – Die DekaBank hält angesichts der wirtschaftlichen Lage eine weitere geldpolitische Lockerung im Euroraum für angezeigt – zugleich geht sie aber davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) noch nicht bei der Sitzung am Donnerstag dieser Woche zur Tat schreiten, sondern mit konkreten Maßnahmen größtenteils bis September warten wird. Als Grund führt Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann im neuen Deka-Zinskompass an, dass die Entscheidung über eine weitere Lockerung komplex sei. Der Kompass erscheint jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung in der Börsen-Zeitung.Laut Tödtmann legte der Wert des Deka-Kompasses, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, zwar von nach unten revidierten -12,9 Punkten im Mai auf -10,9 Zähler im Juni zu. “Der EZB-Kompass liegt damit aber immer noch auf einem Niveau, das eine weitere Lockerung der Geldpolitik nahelegt”, schreibt Tödtmann in seinem Kommentar zum Kompass. Für konkrete Entscheidungen werde sich der EZB-Rat aber mehr Zeit nehmen. “Eine tatsächliche Lockerung der Geldpolitik ist alles andere als trivial”, so Tödtmann.EZB-Präsident Mario Draghi und andere Notenbanker haben in den vergangenen Wochen die Tür für eine neuerliche Lockerung der ohnehin schon sehr expansiven EZB-Geldpolitik weit aufgestoßen. Hintergrund ist die unerwartet lange und starke Abschwächung der Euro-Wirtschaft und die weiterhin verhaltene Inflation. Unklar ist bislang aber, wann und wie genau die Euro-Hüter für einen weiteren geldpolitischen Stimulus sorgen werden. Die meisten Beobachter setzen aktuell auf eine Zinssenkung im September, die am Donnerstag vorbereitet werde. Einige Experten halten aber auch eine Senkung des Einlagensatzes bereits diese Woche für möglich.Mit Blick auf den Deka-Kompass kommt das stärkste Argument für eine weitere Lockerung der Geldpolitik nach wie vor von der Inflationssäule (siehe Grafik). Sie deute darauf hin, dass die tatsächliche Inflation noch langsamer zunehmen könnte als von der EZB im Juni prognostiziert, so Tödtmann. Im Juni hatten die EZB-Volkswirte für 2021 eine Inflationsrate von 1,6 % prognostiziert. Die EZB strebt mittelfristig unter, aber nahe 2 % an. Zudem deutet die Konjunktursäule des Kompasses auf ein leicht unterdurchschnittliches Wachstum hin. Dagegen legte die Finanzierungssäule vor allem aufgrund der Erholung an den Aktienmärkten wieder zu und liegt deutlich im positiven Bereich.Für die Sitzung an diesem Donnerstag erwartet Tödtmann, wie viele andere Beobachter, dass der EZB-Rat seinen Zinsausblick (Forward Guidance) dahingehend ändert, dass auch Zinssenkungen wieder explizit als Option genannt werden (siehe Text oben auf dieser Seite). Weitere Entscheidungen erwarten Tödtmann und seine Mitstreiter aber noch nicht. Zum einen sei es zu früh, um zu beurteilen, ob sich der wirtschaftliche Ausblick seit den makroökonomischen Projektionen vom Juni weiter verschlechtert hat.Zum anderen müssten die Euro-Notenbanker abwägen, wie weit sie mit den einzelnen Instrumenten noch gehen können, auf welche Weise die verschiedenen Politikoptionen zusammenwirken und welches Bündel an Maßnahmen der Situation angemessen ist, begründet Tödtmann seine Sicht: “Der EZB-Rat scheint noch uneins darüber, auf welchen Mix von Instrumenten er zurückgreifen sollte.”