Geldpolitik

DekaBank setzt auf zwei weitere EZB-Zinserhöhungen

Die Spannung vor der EZB-Sitzung am Donnerstag ist groß. Zwar gilt eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte quasi als ausgemacht. Der weitere Kurs ist aber unklar und durchaus umstritten unter den Notenbankern. Die DekaBank erwartet noch zwei Zinserhöhungen.

DekaBank setzt auf zwei weitere EZB-Zinserhöhungen

Deka erwartet noch zwei EZB-Zinsschritte

Chefvolkswirt Kater: Zeitfenster für Anhebungen wird kleiner – Keine voreilige Debatte über Zinssenkungen

Der EZB-Rat kommt am Donnerstag zu seiner nächsten Sitzung zusammen und die Spannung ist groß. Zwar gilt eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte quasi als ausgemacht. Der weitere Kurs ist aber unklar und durchaus umstritten unter den Notenbankern. Die DekaBank erwartet noch zwei Zinserhöhungen.

ms Frankfurt

Die DekaBank sieht den Bedarf und den Spielraum für weitere Zinserhöhungen im Euroraum zunehmend schwinden – gleichwohl erwartet sie von der Europäischen Zentralbank (EZB) noch zwei Zinserhöhungen, in diesem und im nächsten Monat. Die EZB komme im Kampf gegen die Inflation mit „Riesenschritten“ voran und die Entwicklung von Wachstum und Inflation spreche nicht mehr automatisch für Zinserhöhungen, so Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, im Kommentar zum neuen Zinskompass. Die EZB werde ihre Zinsen trotzdem weiter anheben, um sicherzustellen, dass die Inflation nachhaltig in Richtung des Ziels von 2% gehe, so Kater.

Der EZB-Rat kommt am Donnerstag zu seiner nächsten Sitzung zusammen und die Spannung ist groß. Zwar gilt eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte quasi als ausgemacht. Der weitere Kurs ist aber unklar und durchaus umstritten unter den Notenbankern. Die Hardliner im EZB-Rat, die „Falken“, dringen auf weitere Zinserhöhungen, womöglich auch über den Sommer hinaus. Sie argumentieren mit der weiter zu hohen Inflation und warnen vor der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Die „Tauben“ dagegen mahnen zur Vorsicht und verweisen auf den deutlichen Rückgang der Inflation, die Abschwächung der Wirtschaft und die verzögerte Wirkung der bisherigen Straffung.

Seit Juli vergangenen Jahres hat der EZB-Rat seine Leitzinsen um insgesamt 375 Basispunkte erhöht – so aggressiv wie nie zuvor. Die Inflation im Euroraum ist seit dem absoluten Rekordhoch von 10,6% im Oktober auf 6,1% im Mai zurückgegangen. Im Mai gab es zudem erstmals auch einen deutlichen Rückgang der Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel von 5,6% auf 5,3%. Sie gilt als besserer Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck. Die Euro-Wirtschaft ist derweil sowohl Ende 2022 als auch Anfang 2023 geschrumpft; sie befindet sich also in einer technischen Rezession.

„Die EZB kommt in ihrem Kampf gegen die Inflation mit großen Schritten voran“, schreibt nun Deka-Chefökonom Kater im neuen Deka-Zinskompass, der jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung in der Börsen-Zeitung erscheint. Zur Begründung verweist Kater auf den neuen Deka-Kompasswert, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst. Mit dem Rückgang auf 16,1 Punkte nach 25,6 Zählern im Vormonat habe der Indikator „seinen im März begonnenen Sinkflug noch einmal mit einem großen Satz nach unten“ fortgesetzt. „Der Geldpolitikindikator nähert sich der Nulllinie, wo eine weitere Straffung der Geldpolitik nicht mehr angezeigt ist. Damit wird das Zeitfenster für noch beabsichtigte Leitzinserhöhungen kleiner“, so Kater.

Die Hauptkomponenten des Kompasses verhielten sich „lehrbuchmäßig“, sagt Kater (siehe Grafik): Über eine weitere Verschärfung der Finanzierungsbedingungen (Rückgang der Finanzierungssäule des Kompasses um weitere 1,8 Punkte) schwäche sich die Konjunktur ab (Rückgang um 13,8 Punkte). Zugleich gehe die Inflation durch Entlastungen bei Energie und Lieferketten nun recht zügig zurück (Rückgang um 8,8 Punkte). „Der restriktive Kurs der EZB unterstützt durch die Erzeugung eines schwachen Konjunkturumfeldes diese Inflationseindämmung“, so der Deka-Chefvolkswirt.

Dennoch rechnet die DekaBank mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte bei der jetzt bevorstehenden Sitzung am Donnerstag sowie mit einem weiteren bei der Juli-Sitzung. „Den Hintergrund weiterer Maßnahmen bilden die auch durch den Zentralbankrat immer wieder geäußerten Unsicherheiten über die Wirkung des bisherigen Restriktionskurses“, so Kater. Dies werde sich auch in den neuen makroökonomischen Projektionen ausdrücken, die eine Erreichung des Inflationsziels vermutlich weiterhin erst im Verlauf des Jahres 2025 in Aussicht stellen dürften.

Für den Herbst bahnt sich laut Kater eine Debatte über Zeitraum und Ausmaß einer geldpolitischen Lockerung an. „Weiter sinkende Inflationsraten werden Rufe nach einer Rücknahme des Restriktionsniveaus in Richtung einer neutralen Geldpolitik provozieren“, sagt der Deka-Chefökonom. Dem stehe allerdings die Gefahr entgegen, dass der Rückgang der Inflation in diesem Jahr nicht nachhaltig sein könnte. „Von daher ist vor einem übereilten Abbruch der Zinswende zu warnen“, meint Kater.

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