NOTIERT IN WASHINGTON

Der gesündeste aller Präsidenten

Mit großer Spannung hat die Nation auf das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung von US-Präsident Donald Trump gewartet. Wie so oft, oder so glaubt er zumindest, hat Trump Skeptiker eines Besseren belehrt, und er ist zudem überzeugt, Sorgen um den...

Der gesündeste aller Präsidenten

Mit großer Spannung hat die Nation auf das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung von US-Präsident Donald Trump gewartet. Wie so oft, oder so glaubt er zumindest, hat Trump Skeptiker eines Besseren belehrt, und er ist zudem überzeugt, Sorgen um den Geisteszustand des mächtigsten Mannes auf dem Erdball ausgeräumt zu haben. Bald dürfte auch wieder der alte Refrain aus dem Wahlkampf zu hören sein, dass nämlich kein Präsident in der Geschichte gesünder war als er.Unterm Strich, so White-House-Arzt Ronny Jackson, sei der Gesundheitszustand des 71-Jährigen als hervorragend zu bewerten. Mit 108,4 Kilo, die sich auf knapp 1,91 Meter verteilen, deutet der “Körpermasseindex” zwar auf Übergewicht hin und bewegt sich an der Schwelle zur Fettleibigkeit, konstatierte der Mediziner und Konteradmiral der US-Marine. Wichtiger aber noch, und dies dürfte ein Indiz dafür sein, dass Trumps Tweets und andere zahlreichen Entgleisungen sich nicht auf mangelnde Stabilität zurückführen lassen, war das Ergebnis eines “kognitiven Tests”, auf dem Trump bestanden hatte.Laut Jackson, der seit 2013 Arzt des Präsidenten ist, hat Trump bei dem Montreal Cognitive Assessment, das bei Medizinern als einer der Industriestandards gilt, eine perfekte Note bekommen. Geprüft werden unter anderem das Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen sowie zeitliche und räumliche Orientierung. “Ich habe überhaupt keinen Grund gefunden, an den Denkprozessen des Präsidenten zu zweifeln”, betonte Jackson.Einige Arbeit hat Trump aber dennoch vor sich. So ist der Cholesterinspiegel zu hoch – wohl nicht zuletzt wegen seiner Vorliebe für Cheeseburger, Pommes Frites, Brathähnchen und des Verzichts auf Sport und andere körperliche Aktivitäten. Diese beschränken sich bekanntlich auf die Golfrunden mit seinen Millionärsfreunden. Mehr als für das Cholesterin interessiert sich der Präsident aber offenbar für sein Gewicht und plant nun, sechs bis sieben Kilogramm abzunehmen. Von Joggen, längeren Spaziergängen oder mildem Fitnesstraining will Trump aber nichts wissen und sich stattdessen darauf konzentrieren, eine bessere Diät einzuhalten.Unabhängige Experten haben bereits Zweifel an Jacksons Schlussfolgerungen angemeldet. Zum einen würden die Auswirkungen schlechter Essgewohnheiten und von Bewegungsarmut nicht immer von numerischen Tests akkurat erfasst. Zudem stellen sie den Test in Frage, anhand dessen Jackson resümierte, dass Trump keine neurologischen Schäden habe. Dieser dauere nur 10 bis 15 Minuten und bestehe unter anderem darin, einfache Wörter zu wiederholen, Tiere zu identifizieren und eine Uhr zu malen, in die der Testkandidat dann eine exakte Zeit eintragen muss. Der Konteradmiral lässt sich von den Skeptikern aber nicht beirren. “Ich sagte dem Präsidenten, dass, wenn er sich in der Vergangenheit gesünder ernährt hätte, er 200 Jahre alt werden könnte.” Allemal sei Trump fit genug, um auch eine zweite Amtsperiode zu absolvieren. Genau das ist es nicht, was seine Gegner hören wollten. *Bereits im Sommer setzte Trump seinen Chefstrategen Stephen Bannon vor die Tür. Dennoch scheint Bannon dem Präsidenten nicht von den Fersen zu weichen – wenn auch dieses Mal unfreiwillig. Für einiges Rätselraten sorgt nämlich die Frage, warum Sonderstaatsanwalt Robert Mueller ihn als ersten aus Trumps “inneren Kreis” vorgeladen hat, um vor der Grand Jury auszusagen, und sich nun vorerst mit einem Interview begnügen wird, mit dem Bannon verhindern kann, unter Eid aussagen zu müssen.Vermutet wird in Washington, Muellers Interesse könne mit Bannons Aussagen in dem Buch “Fire and Fury” zusammenhängen. Unter anderem hatte Bannon darin gemeint, dass Trumps ältester Sohn Don Junior und Schwiegersohn Jared Kushner Staatsverrat begangen hätten und Muellers Ermittlungen auf Staatsverrat hinauslaufen würden. Hat der ehemalige Strippenzieher im Oval Office damit den Nagel auf den Kopf getroffen oder kennt er Einzelheiten, welche für die Ermittlungen von Relevanz sind? Einige tippen darauf, dass Mueller glaubt, Bannon im direkten Gespräch aus der Reserve locken zu können.