Der Grande Nation droht der Absturz

Volkswirt: Gegensteuern nötig - Industrie bricht ein

Der Grande Nation droht der Absturz

wü Paris – Die französische Industrie bekommt die Krise immer stärker zu spüren. In der Folge sank die Industrieproduktion im März im Vergleich zum Vormonat um 0,9%, wie das französische Statistikamt Insee gestern mitteilte. Der Rückgang fiel stärker aus als erwartet, denn Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,3% gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Industrieproduktion im März sogar um 2,5%. Ähnlich sah es beim verarbeitenden Gewerbe aus, wo die Produktion im März im Vergleich zum Vormonat um 1% und im Vergleich zum Vorjahr um 4,9% zurückging.Besonders alarmierend sind die Nachrichten aus der Automobilindustrie. So brach die Produktion von Renault und PSA Peugeot Citroû½n im ersten Quartal nach Angaben des Verbandes der französischen Autobauer CCFA um 32% auf 350000 Einheiten ein. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren kamen die beiden Hersteller im ersten Quartal auf 654000 Autos. Sie leiden besonders stark unter der europäischen Absatzkrise. So macht PSA noch immer einen Großteil seines Umsatzes in Europa und ist stark in südeuropäischen Ländern vertreten.”Der Fall der französischen Industrieproduktion beschleunigt sich und nimmt dramatische Züge an”, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Fassade der einst als Grande Nation bezeichneten zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone beginne zu bröckeln. Innenpolitische Unstimmigkeiten und offensichtliche Strukturprobleme könnten die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Landes nun noch zusätzlich belasten.”Ohne Gegensteuern droht Frankreich der Sturz in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit”, warnte Gitzel: “Das Land könnte so zum nächsten Hauptakteur der nicht enden wollenden Schuldenkrise werden.” Tatsächlich bleiben die Wachstumsaussichten schwach: So erwarten Ökonomen, dass die beschlossenen Steuererhöhungen und die steigende Arbeitslosigkeit künftig auch den Binnenkonsum belasten werden.Die Unstimmigkeiten innerhalb der sozialistischen Regierung könnten indes bald beendet werden. Denn Präsident François Hollande kündigte eine Regierungsumbildung an, ohne einen Zeitplan zu nennen.