ZENTRALBANKEN IM FOKUS - GOVERNANCE

Der große Lauschangriff

hip - Hochfrequenzhändler haben sich einen zeitlichen Vorsprung für die Auswertung der geldpolitischen Pressekonferenzen der Bank of England verschafft. Ein bislang nicht genannter Zulieferer der Notenbank belieferte sie mit einem Audio-Feed, der um...

Der große Lauschangriff

hip – Hochfrequenzhändler haben sich einen zeitlichen Vorsprung für die Auswertung der geldpolitischen Pressekonferenzen der Bank of England verschafft. Ein bislang nicht genannter Zulieferer der Notenbank belieferte sie mit einem Audio-Feed, der um bis zu acht Sekunden schneller zur Verfügung stand als die offizielle Videoübertragung – in einer Branche, in der es um Mikrosekunden geht und Text- wie Tondokumente mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auf Stichworte durchforstet werden, ein ungeheurer Vorteil. Die Zentralbank hatte das Unternehmen beauftragt, die Tonübertragung der Pressekonferenzen für den Fall sicherzustellen, dass die von Bloomberg durchgeführte Videoübertragung einmal ausfallen sollte. Wie die “Times” berichtete, stellte der Anbieter von Marktnachrichten seinen Kunden je Pressekonferenz zwischen 2 500 und 5 000 Pfund zuzüglich einer Subskriptionsgebühr in Rechnung.Man habe den Zugang der Firma umgehend beendet, teilte die Bank of England mit. Die Nutzung des Audio-Feeds sei nicht abgesprochen gewesen und “völlig inakzeptabel”. Die Bank halte sich an die höchsten Sicherheitsstandards, wenn es um die Veröffentlichung von marktbewegenden Entscheidungen ihrer Komitees gehe, hieß es aus der Threadneedle Street, gefolgt von einem Satz, der auf mangelndes Problembewusstsein hindeutet: “Das erkannte Problem bezog sich lediglich auf die Übertragung von Pressekonferenzen, die auf solche Statements folgen.” Tatsächlich werden in diesen Pressekonferenzen oft marktbewegende Statements abgegeben. Die Financial Conduct Authority ermittelt. Das ehemalige MPC-Mitglied Danny Blanchflower forderte den sofortigen Rücktritt von COO Joanna Place. Es ist nicht der erste Skandal bei der Notenbank. Vor fünf Jahren wurde der Anwalt Anthony Grabiner beauftragt, jegliche Verwicklung von Mitarbeitern der Bank of England in die Manipulation von Wechselkursen ans Licht zu bringen.