Der größte Präsident aller Zeiten
Nach zwei verheerenden Wahlniederlagen wollen die Republikaner alles daransetzen, den Chefsessel im Weißen Haus zurückzuerobern. Dabei kommt der größte Widerstand nicht etwa von der demokratischen Favoritin Hillary Clinton, die in der Wählergunst immer weiter abrutscht. Ausgerechnet der eigene Spitzenreiter, der Multimilliardär Donald Trump, könnte der Oppositionspartei einen Strich durch die Rechnung machen.Mittlerweile ist klar: Trumps Kandidatur ist mehr als nur absurdes Sommertheater. Er hat mittlerweile alle Chancen, im kommenden Frühjahr zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt zu werden. Das würde niemanden mehr freuen als den demokratischen Kandidaten, gegen den der Unternehmer ins Rennen ziehen würde. Seine eigene Partei hingegen bastelt verzweifelt an Strategien, um die Kandidatur eines Mannes, von dem über 50 % der Amerikaner sagen, dass sie ihm niemals ihre Stimmen schenken würden, zu untergraben.Donald Trump war schon immer ein Mann der Superlative. Jedes Hotel, jeder Wolkenkratzer, jedes Kasino und jeder Golfplatz, den er baut, “wird ein riesiger, überwältigender Erfolg”, trägt der 69-Jährige seit Jahrzehnten sein überschäumendes Selbstbewusstsein zur Schau. Als der Fernsehsender NBC ihn als Star in “Der Lehrling” auftreten ließ, kündigte Trump an, es werde sich um “die größte und beste Reality Show, die es jemals gab” handeln. Im “Lehrling” reißen sich frühere Fernsehpersönlichkeiten, die jetzt keinen Job mehr finden, um die Gelegenheit, eine Stelle in einer von Trumps zahlreichen Firmen zu bekommen. Kein Wunder also, dass der größte Egozentriker im amerikanischen Showgeschäft und nun in der Politik der festen Überzeugung ist, dass er als einziger unter den zahlreichen Kandidaten Amerika wieder an die Spitze führen kann. “Der amerikanische Traum ist tot”, rief Trump vor knapp drei Monaten, als er unter großen Fanfaren in New York seine Kandidatur offiziell bekannt gab. “Ich bin kein Politiker, ich bin ein Macher, ein ungeheuer erfolgreicher Unternehmer, und kein anderer Kandidat könnte in der Privatwirtschaft leisten, was ich geleistet habe. Das werde ich auch als der größte Präsident aller Zeiten machen”, sagt er.Folgerichtig lautet sein Slogan “Make America Great Again”. An der Spitze seiner Agenda steht eine umfassende Einwanderungsreform. Mexiko schicke “Mörder und Vergewaltiger” über die Grenze, agitiert Trump. Sein Plan ist simpel und nach Ansicht seiner Kritiker ebenso undurchführbar: Er würde sämtliche illegal in den USA lebenden Einwanderer aufspüren und ausweisen. Dann will er eine Mauer entlang der mexikanischen Grenze bauen, “die beste Mauer, denn niemand kann eine solche Mauer so bauen wie ich”, versteht sich. Obendrein glaubt er, die mexikanische Regierung zwingen zu können, für den Mauerbau zu zahlen.Latino-Organisationen gingen nach Trumps Tirade auf die Barrikaden. NBC strich Pläne für weitere Episoden des “Lehrling”, auch weigerten sich sämtliche Networks, Trumps Schönheitskonkurrenzen “Miss USA” und “Miss Universe” zu übertragen. Die Kaufhauskette Macy’s nahm sämtliche Trump-Herrenanzüge aus dem Sortiment und kündigte die Geschäftsbeziehung auf. Was den Kandidaten aber nicht störte. Denn: In den Wählerumfragen hat er mittlerweile die Spitzenposition errungen und diese trotz weiterer Provokationen behauptet. Genau dieses Phänomen ist es, das seinen Parteifreunden Kopfzerbrechen bereitet.Die Gründe für den Höhenflug sind simpel. “Trump ist der einzige Kandidat, der nicht käuflich ist und sich nicht den Interessen von Lobbyisten unterordnen würde”, stellt der demokratische Stratege Paul Begala fest. Auch sei er “der Einzige, der so redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das mögen die Leute, denn sie denken, dass Trump ihnen reinen Wein einschenkt.” Sowohl mit seinen Positionen in der Einwanderungsdebatte als auch mit der Kritik an Barack Obama, den er einen “gescheiterten Präsidenten” nennt, spricht er vielen Landsleuten aus der Seele. Folglich treten Spielregeln, die bei anderen Politikern gelten, bei dem Paradiesvogel Trump außer Kraft. Zwar hoffen konservative Parteibosse, dass der Senkrechtstarter über seine dünne politische Agenda stolpert. Sicher ist das aber nicht.