Der Lobbyist Barroso
Dass eine Karenzzeit in Wirtschaft und Politik häufig nicht ausreicht, um mögliche Interessenkonflikte bei neuen Jobs von vornherein auszuräumen, zeigt deutlich der Fall Barroso. Der frühere EU-Kommissionschef hat nach seinem Abschied aus Brüssel zwar 20 Monate gewartet, bevor er bei Goldman Sachs unterschrieben hat, und formal die vorgegebene Abkühlfrist erfüllt. Aber unter anderem seine herausgehobene frühere Position in der Kommission, die er ein Jahrzehnt geführt hat, seine spezielle neue Tätigkeit als Brexit-Berater und sein besonderes Verhältnis zum Brexit-Chefunterhändler der EU wecken Zweifel, dass José Manuel Barroso auch den Geist der Regelungen erfüllt. Eine Gruppe von EU-Beamten hat im Internet eine Petition gegen den Portugiesen gestartet, in der von moralisch verwerflichen Drehtür-Praktiken die Rede ist, die nur die euroskeptische Bewegung weiter nähren. Fast 140 000 haben schon unterschrieben. Es ist gut, dass nun auch Jean-Claude Juncker reagiert und seinen Vorgänger öffentlich als das einstuft, was er mittlerweile ist: nur noch ein Lobbyist.ahe