CHINAS VOLKSKONGRESS UND NEUER FÜNFJAHRESPLAN

Der weltgrößte Devisenberg wird abgetragen

Chinas Währungsreserven gehen aber etwas langsamer zurück - Anzeichen für Stabilisierung des Yuan

Der weltgrößte Devisenberg wird abgetragen

Von Norbert Hellmann, SchanghaiAls Land, das die mit Abstand welthöchsten Fremdwährungsreserven aufweist, musste sich China bislang kaum Gedanken über ausreichend Munitionsmasse für Devisenmarktinterventionen machen. In den vergangenen Monaten allerdings hatte eine rasante Schrumpfung des chinesischen Devisenschatzes in Verbindung mit einem hohen Kapitalabfluss Alarm ausgelöst.Die mittlerweile monatlich veröffentlichten Daten der chinesischen Zentralbank weisen für den Februar zwar erneut eine Verringerung der Fremdwährungsreserven aus, doch hält sich der Rückgang um 28,6 Mrd. Dollar auf nunmehr 3,20 Bill. Dollar in engeren Grenzen als in den vorangegangenen Monaten. Tatsächlich handelt es sich diesmal um den geringsten Rückgang seit Juni vergangenen Jahres. So waren die chinesischen Devisenreserven etwa in den beiden vorangegangenen Monaten um jeweils rund 100 Mrd. Dollar geschrumpft. Über das vergangene Jahr hinweg summierte sich die Verringerung auf 513 Mrd. Dollar.Chinas Devisenreserven hatten zur Jahresmitte 2014 ein Rekordvolumen von knapp 4 Bill. Dollar erreicht. Seitdem aber macht sich eine sukzessive Verringerung bemerkbar, die mit einer latenten Schwächung des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar einhergeht (siehe Grafik). Nach einer Anpassung des chinesischen Wechselkursregimes im August vergangenen Jahres, die zu einer ruckartigen Abwertung des Yuan gegenüber dem Dollar geführt hatte, verstärkte sich der Kapitalexport aus China, während die Zentralbank nach jahrelangen Interventionen zur Dämpfung des Yuan-Auftriebs (was dem Aufbau von Devisenreserven Vorschub leistet) nun auf Dollarverkäufe umschwenken musste, um Spekulationen auf eine stärkere Baisse des Yuan zu begegnen. G 20 beruhigt die GemüterBeim G 20-Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure Ende Februar in Schanghai standen die Ängste der Staatengemeinde vor einer kräftigeren Abwertung mit im Zentrum der Diskussionen und veranlassten die chinesische Seite zu einer klaren Absage an explizite Abwertungsschritte für den Yuan. Tatsächlich sah man im Februar erstmals seit Oktober auch wieder eine leichten Stärkung des Yuan-Kurses.Auf dem Volkskongress in Peking bekräftigte Chinas Vizenotenbankgouverneur Yi Gang nun, dass es keine Basis für eine anhaltende Abwertung des Yuan gebe. Die Zentralbank sei bemüht, den Außenwert der Devise relativ zu einem Währungskorb stabil zu halten.Nach den heftigen Turbulenzen rund um die Entwicklung des Yuan im Sommer 2015 wie auch zu Beginn dieses Jahres ist zuletzt wieder etwas mehr Ruhe eingekehrt. Analysten betonen allerdings, dass die Volatilität rasch wieder zurückkehren könnte und dann Chinas Zentralbank wieder unter erhöhten Interventionsdruck geraten könnte. Auch Yi will nicht ausschließen, dass Chinas Devisenreserven weiter schrumpfen werden, betont aber gleichzeitig, dass es gelingen werde, sie auf “vernünftigem” Niveau zu halten. Beschränkungen in SichtChinas Zentralbank muss handeln, um ein Aufbrauchen der Devisenreserven des Landes zu verhindern, heißt es indes in einer Analyse der Commerzbank. Es sei damit zu rechnen, dass Peking stärkere administrative Beschränkungen von Kapitalabflüssen veranlasse. Gleichzeitig könne die Regierung Druck auf chinesische Unternehmen ausüben, ihre Exporterlöse nicht wie zuletzt auf Dollar-Konten stehen zu lassen, sondern sie zu einer raschen Umwandlung in Yuan zwingen. Eine baldige Freigabe des Yuan-Wechselkurses sehen die China-Ökonomen der Commerzbank als unwahrscheinlich an, weil Peking dann einen forcierten Kapitalabzug und eine Destabilisierung der Wirtschaft befürchten müsse.