Deutlich mehr Verkehr bis 2051 erwartet
ahe Berlin
Der Personenverkehr, vor allem aber der Güterverkehr in Deutschland werden einer neuen Langfristprognose des Bundesverkehrsministerium zufolge in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich zunehmen. Dabei behält auch bis 2051 der Verkehr auf der Straße die mit Abstand größten Marktanteile. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) bekräftigte bei der Präsentation der neuen Studie seine Forderungen nach einem raschen Ausbau der Straßen. Dieser sei notwendig, um den Wohlstand in Deutschland zu sichern, betonte er.
Die neue Prognose entspricht nicht mehr dem aktuellen „Verkehrswegeplan 2030“, der von 2014 stammt und noch auf Daten von 2010 basiert. In den neuen Erwartungen wurden unter anderem ein stärkeres Bevölkerungswachstum und 5,4 Millionen Einwohner mehr einbezogen. Zudem wird ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) unterstellt, das pro Kopf bis 2051 um 52% (im Vergleich zu 2019) wächst. Dies führt demnach zu einem Anstieg der Personenverkehrs um 13% und des Güterverkehrs um 46%.
Im Güterverkehr wird ein Strukturwandel unterstellt, von dem vor allem der Lkw-Verkehr profitiert. Das große Wachstum findet nämlich bei kleineren Gütern statt, die eher auf der Straße transportiert werden. Bei Postsendungen und Päckchen wird beispielsweise eine Zunahme um 200% angenommen. Dagegen wird es durch die Energiewende einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukten und Erzen geben, die bisher vor allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert wurden. 77,5% des Güterverkehrs finden damit auch 2051 noch auf der Straße statt.
Im Personenverkehr – in dem auch dämpfende Effekte durch mehr Homeoffice unterstellt werden – verliert die Bedeutung des Pkw zwar 6%. Der Marktanteil liegt aber auch in knapp 30 Jahren noch bei 68%. „Das Auto bleibt dominant“, stellte Wissing klar – auch wenn Bahn-, Flug- und Radverkehr wohl deutliche Zuwächse verzeichnen würden.
Der FDP-Minister kündigte an, kräftig in die Bahn und dabei vor allem in eine Kapazitätsausweitung der Netze investieren zu wollen. Wissing sprach von einem aktuell „maroden Schienennetz“. Zahlen zu geplanten Investitionen nannte er nicht. Die Ergebnisse der neuen Prognose zeigten aber eindrücklich, dass das Ziel eines nachfragegerechten Verkehrs nicht alleine durch den Ausbau von Schiene und Wasserstraße erreicht werden könne, sagte er. Es sei dringend Planungsbeschleunigung auch für die Straße nötig.
Kritik an den neuen Prognosen des Verkehrsministeriums kam prompt von den Grünen und von Umweltverbänden. „Neue Autobahnen vergrößern das Problem, anstatt es zu lösen“, sagte Julia Verlinden, eine der stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion. Bei der Deutschen Umwelthilfe hieß es, die FDP habe kein Interesse an moderner und zukunftsfähiger Verkehrspolitik und auch nicht an der Einhaltung rechtsverbindlicher Klimaziele.