US-Arbeitsmarkt

US-Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab

Der US-Jobmarkt hat im Oktober an Schwung verloren. Die Neueinstellungen enttäuschten, und die Arbeitslosenquote kletterte weiter. Nachlassender Lohndruck dürfte aber bedeuten, dass die Fed ihre Zinspause fortsetzen wird.

US-Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab

US-Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab

Neueinstellungen enttäuschen – Lohndruck lässt leicht nach – Fed dürfte Zinspause verlängern

Der US-Arbeitsmarkt hat im Oktober an Schwung verloren. Die gemessenen 150.000 Neueinstellungen blieben hinter den Erwartungen zurück, und die Arbeitslosenquote kletterte auf den höchsten Stand seit Anfang 2022. Der Bericht erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ihre Zinspause im Dezember verlängern wird.

det Washington

Der US-Arbeitsmarkt hat sich im Oktober spürbar abgekühlt. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des US-Arbeitsministeriums meldete, stieg die Arbeitslosenquote von 3,8% auf 3,9%. Zudem wurden im Oktober ohne Berücksichtigung der Agrarwirtschaft nur 150.000 neue Jobs geschaffen. Erwartet hatten Bankvolkswirte eine Zunahme um 170.000 Jobs. Auch deuten die revidierten Werte für die vorangegangenen Monate darauf hin, dass sich das Stellenwachstum verlangsamt hat.

So entstanden im September anstelle der zuletzt gemeldeten 336.00 tatsächlich 297.000 Jobs. Den Wert für August senkten die Statistiker um 62.000 auf 165.000 Stellen. Die neuen Daten könnten der US-Notenbank Fed neue Nahrung für eine verlängerte Zinspause im Dezember liefern.

Industrie streicht Stellen

Zu den meisten Neueinstellungen kam es im Gesundheitswesen. Dort stellte das BLS ein Plus von 58.000 fest, dicht gefolgt vom öffentlichen Dienst, wo es 51.000 neue Stellen zählte. Deutlich geringere Zuwächse stellte das Ministerium in der Bauwirtschaft, bei Fachdienstleistern sowie dem Gast- und Freizeitgewerbe fest. Letzteres hatte sich nach der Corona-Pandemie lange Zeit als eine der wichtigsten Stützen des Arbeitsmarkts etabliert. Für eine Enttäuschung sorgte das verarbeitende Gewerbe, wo 35.000 Arbeitsplätze gestrichen wurden. 

Die Zahlen unterstreichen die jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell. Dieser hatte nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) darauf hingewiesen, dass sich das Stellenwachstum in den letzten Monaten etwas verlangsamt hat. Da Powell der Auffassung ist, dass der Jobmarkt sich abkühlen muss, um eine Rückkehr zum Inflationsziel von 2% zu ermöglichen, wird der jüngste Bericht den Währungshütern in Washington entgegenkommen. 

Geringere Lohnsteigerungen

Als positive Nachricht wird die Fed auch den etwas geringeren Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne aufgenommen haben. Diese legten gegenüber September um 0,2% und auf Jahressicht um 4,1% zu. Im September waren Werte von 0,3% und 4,3% gemessen worden. Zwar ist der PCE-Preisindex der bevorzugte Inflationsindikator der Fed. Dieser hatte im September um 3,4% und an der Kernrate gemessen, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelkosten ausklammert, um 3,7% zugelegt.

Gleichwohl sehen die Währungshüter in den Engpässen am Arbeitsmarkt und höheren Lohnforderungen zwei der größten Herausforderungen bei der Inflationsbekämpfung. Auch gehen viele Ökonomen davon aus, dass die jüngsten Tarifverhandlungen den Lohndruck wieder verstärken könnten. So war es zu hohen Abschlüssen zwischen der Gewerkschaft der United Auto Workers (UAW) und den führenden Autoherstellern gekommen.   

Unterdessen sind Experten etwas verwundert darüber, dass trotz der fast unveränderten Partizipationsrate, die im Oktober bei 62,7% lag, die Arbeitslosenquote weiter steigt. Der Wert vom Oktober war der höchste seit Januar vergangenen Jahres. Im Januar und im April 2023 war die Quote auf 3,4% gerutscht, hatte aber seit dem Sommer kontinuierlich zugelegt.

Mehr Langzeitarbeitslose

Eine mögliche Ursache wird darin gesehen, dass mehr Menschen länger arbeitslos sind. Denn die Zahl der Personen, die ihren Job verlieren und keine neue Beschäftigung finden, steigt. So ermittelte das BLS im Oktober bei den Langzeitarbeitslosen einen Anstieg um 164.000 Personen. Hoch war mit 4,3 Millionen auch die Zahl der Teilzeitkräfte, die es vorgezogen hätten, eine Vollzeitbeschäftigung auszuüben.

Ökonomen gaben dennoch größtenteils positive Bewertungen ab. "Der US-Jobmotor brummt weiter, wenn auch mit etwas geringerem Tempo", sagte Joe Brusuelas, Chefökonom bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen RSM. Wie Christoph Balz, Ökonom der Commerzbank, feststellte, "ist der Stellenzuwachs weiterhin ordentlich, doch hinterlässt die straffe Geldpolitik mehr und mehr Bremsspuren". Balz erwartet, dass die Fed bei ihrer Dezember-Sitzung "die Zinsen nicht erhöhen wird und der Zinsgipfel bereits erreicht ist". Auch das Fed Watch Tool der CME Group geht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Fed im Dezember keine weitere Straffung beschließen wird.

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