Deutsche Ausfuhren brechen ein

Unerwartet große Einbußen im August - Importe nur im Vormonatsvergleich etwas höher

Deutsche Ausfuhren brechen ein

Die Schwäche im deutschen Export vertieft sich. Im August sind die deutschen Lieferungen ins Ausland unerwartet stark eingebrochen. Nach Einschätzung des Außenhandelsverbands BGA macht sich darin einmal mehr die blutarme Verfassung von Weltwirtschaft und Welthandel bemerkbar.ks Frankfurt – Die deutschen Ausfuhren sind im August noch stärker abgebremst worden als erwartet. Sie fielen um saisonbereinigt 1,8 % unter das Niveau des Vormonats, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Dies war die größte monatliche Einbuße seit April. Volkswirte hatten für den Berichtsmonat nur mit einem Rückgang um 1,0 % gerechnet, nach einem Plus von 0,8 % im Juli.Im Vergleich zum August 2018 brachen die deutschen Lieferungen ins Ausland sogar um 3,9 % ein. Sie erreichten nur einen Wert von 101,2 Mrd. Euro. Die deutschen Importe stiegen dagegen im August, und zwar um 0,5 % zum Vormonat. Gegenüber dem entsprechenden Monat des Vorjahrs fielen sie mit 85,0 Mrd. Euro jedoch um 3,1 % niedriger aus.Die Außenhandelsbilanz schloss im August 2019 mit einem Überschuss von 16,2 Mrd. Euro ab. Da die Importe aber weniger als die Exporte geschrumpft sind, blieb dieser Überschuss unter dem Aktivsaldo von 17,6 Mrd. Euro, der im August 2018 erreicht worden war. Die deutsche Leistungsbilanz jedoch zeigte aufgrund von günstigeren Zahlen in anderen Posten einen höheren Überschuss als im Vorjahr. Der Aktivsaldo der gesamten Leistungsbilanz kletterte von 15,2 Mrd. Euro auf 16,9 Mrd. Euro, wie aus ergänzenden Angaben der Deutschen Bundesbank folgt. Minus auf breiter Front”Der Rückgang des deutschen Außenhandels unterstreicht die aktuelle Schwäche von Weltwirtschaft und Welthandel”, sagte Holger Bingmann, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Sowohl die deutschen Ein- als auch Ausfuhren seien im August bezogen auf das Vorjahr auf breiter Front zurückgegangen – betroffen seien die deutschen Märkte in der Europäischen Union wie auch die Drittmärkte. Denn laut Destatis bezogen die EU-Länder um 3,3 % weniger an Warenwert aus Deutschland, bei den Kunden außerhalb der EU belief sich das Minus auf 4,8 %.”Kurzfristig besteht wenig Aussicht auf Besserung”, befürchtet Bingmann zudem. Angesichts der anhaltend trüberen Aussichten hatten die deutschen Exporteure jüngst ihre Prognose zusammengestutzt. Der BGA rechnet für das laufende Jahr inzwischen nur noch mit einem Wachstum der Ausfuhren um maximal 0,5 % (vgl. BZ vom 9. Oktober). Davor hatte die Schätzung bei 1,5 % und ursprünglich sogar bei bis zu plus 3 % gelegen. Schrumpfen der WirtschaftAuch unter gesamtkonjunkturellen Aspekten waren die jüngsten Außenhandelszahlen offensichtlich ein – weiterer – Schlag ins Kontor. Denn schwache Auftragseingänge und ein stark rückläufiger Industrieeinkaufsmanagerindex lassen nach Einschätzung der DekaBank-Volkswirte schwache Produktionsdaten für September erwarten. “Nimmt man alle bis heute vorliegenden Informationen zusammen und unterstellt für die noch fehlenden Indikatoren des dritten Quartals eine Stagnation, so würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum stagnieren”, hieß es seitens der Analysten. Sie gehen allerdings von einer schwächeren Entwicklung im September aus, “was das gesamtwirtschaftliche Wachstum unter die Nulllinie drücken sollte”.”Das Strafzoll-Ping-Pong, das wir derzeit nach den WTO-Entscheidungen zu Airbus und Boeing erleben, erschwert zusätzlich und unnötig das Leben”, betonte BGA-Chef Bingmann weiter. Aber auch der Brexit lähme durch die weiterhin ungeklärten Konditionen die Wirtschaft, “und das exakt drei Wochen vor dem Austrittsdatum”.Umso mehr brauche der deutsche Außenhandel neue Impulse, wie die zügige Ratifizierung des Handelsabkommens CETA der EU mit Kanada, strich der BGA-Chef heraus. Auch das Assoziierungsabkommen der EU mit dem Mercosur-Staatenbund gehöre dazu. Gleichzeitig sei dies ein “geeignetes Instrument, um die Regierungen dieser Länder an internationale Klimaschutzvereinbarungen zu binden”, meinte Bingmann.