Deutsche Ausfuhren nehmen überraschend zu

Überschuss in der Handelsbilanz schießt nach oben

Deutsche Ausfuhren nehmen überraschend zu

ks Frankfurt – Trotz der globalen Handelsstreitigkeiten, der Abkühlung der Weltkonjunktur und Risiken wie der Brexit haben die deutschen Exporteure im Juli überraschend mehr Waren ausgeführt als im Juni. Zum Vormonat seien die Ausfuhren saisonbereinigt um 0,7 % gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang um 0,5 % gerechnet. Im Juni waren die Exporte leicht um 0,1 % gesunken. Auf der anderen Seite sanken aber die deutschen Einfuhren im Juli stärker als erwartet. Sie fielen um 1,5 % unter das Niveau von Juni. Volkswirte hatten nur auf einen Rückgang um 0,3 % getippt.Binnen Jahresfrist sind von Deutschland Waren für 115,2 Mrd. Euro exportiert und für 93,7 Mrd. Euro importiert worden. Das waren bei den Ausfuhren 3,8 % mehr, bei den Einfuhren aber 0,9 % weniger als im Juli 2018. Der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz betrug im Berichtsmonat 21,4 Mrd. Euro. Im Juli 2018 hatte der Gesamtsaldo in der Außenhandelsbilanz plus 16,4 Mrd. Euro betragen. Für Impulse sorgte aktuell vor allem das Exportgeschäft mit Nicht-EU-Staaten wie den USA und China. Der deutlich ausgeweitete Überschuss in der Handelsbilanz führte dazu, dass auch der Aktivsaldo in der deutschen Leistungsbilanz im Juli 2019 nach oben gerauscht ist: auf 22,1 Mrd. Euro von 13,9 Mrd. Euro in Jahr davor.Auch wenn der deutsche Außenhandel nach einem gedämpften ersten Halbjahr leicht erholt in die zweite Jahreshälfte gestartet sei – Grund zur Entwarnung gibt es für den Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) nicht. Zwar laufe das US-Geschäft trotz aller Streitigkeiten “sehr zufriedenstellend”, das Großbritannien-Geschäft leide aber unter dem Brexit und beeinträchtige das Europa-Geschäft. “Die vielen Risiken und Konfrontationen im Außenhandel sowie die generelle konjunkturelle Abschwächung bleiben bestehen”, monierte BGA-Präsident Holger Bingmann.Es gelte aber, der allgemeinen politischen Verunsicherung entgegenzuwirken. “Hier sehe ich in Europa vor allem die Briten in der Pflicht. Gut sieben Wochen vor dem Brexit ist im Inselreich das totale Chaos ausgebrochen. Damit rückt eine Lösung, die die Folgen für beide Seiten minimieren würde, in weite Ferne”, so der BGA-Chef. Sentix: Angespannte LageTrotz des Lichtblicks bei den Exporten bleibt die konjunkturelle Lage in Deutschland wie auch in der gesamten Eurozone angespannt. Zu diesem Ergebnis kommt Manfred Hübner, Geschäftsführer des Analysehauses Sentix, auf der Grundlage seiner jüngsten Umfrage unter institutionellen und Einzelanlegern. Demnach befindet sich Deutschland bereits in der Rezession, die Eurozone kurz davor. Den USA bescheinigen die Umfrageteilnehmer Widerstandskraft, die aber schwinden dürfte, wenn das wirtschaftspolitische Umfeld sich nicht bessere.