Deutsche Exporte legen deutlich zu

Stärkster Anstieg seit sechs Jahren - Sentix: Anleger schauen wieder optimistischer auf die Konjunktur

Deutsche Exporte legen deutlich zu

Angesichts der anziehenden Nachfrage nach Waren “Made in Germany” zeigt sich der Außenhandel im August äußerst robust. Im Juli war er stark eingebrochen.ba Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft präsentiert sich im August in guter Verfassung – nicht nur die Daten zu Auftragseingängen und der Industrieproduktion sind besser als erwartet ausgefallen, auch der Außenhandel hat kräftiger zugelegt als von Experten prognostiziert. Deutsche Unternehmen haben im August Waren im Wert von 96,5 Mrd. Euro exportiert und im Wert von 76,5 Mrd. Euro importiert, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zu Wochenbeginn berichtete. Kalender- und saisonbereinigt bedeutet das Plus von 5,4 % im Vergleich zum Vormonat bei den Ausfuhren das stärkste Wachstum seit Mai 2010 – Ökonomen hatten einen Zuwachs von 2,2 % auf der Rechnung. Im Jahresvergleich stehen die + 9,8 % für den größten Anstieg seit Juni 2015. Die Außenhandelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 20 Mrd. Euro ab. Kalender- und saisonbereinigt betrug der Außenhandelssaldo + 22,2 Mrd. Euro.”Der Außenhandel bäumt sich im Spätsommer noch einmal auf und kompensiert seinen Einbruch vom Juli”, zitiert Reuters den Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Im Juli waren die Exporte um 2,6 % gesunken, was Ökonomen vor allem mit der Lage der Werksferien insbesondere in der Automobilbranche begründet hatten. Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, erwartet, dass die Achterbahnfahrt im Außenhandel weitergehen wird angesichts des anhaltend schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeldes – es fehle “an stabilen Wachstumsimpulsen”. Gerade hier könnte die Handelspolitik wichtige Impulse mittels der Freihandelsabkommen Ceta und TTIP setzen. Die leicht positive Stimmung bei den Auftragseingängen stimme “verhalten optimistisch”, so Börner. Im August hatten die Firmen 1,0 % mehr Bestellungen als im Monat zuvor eingesammelt, wobei die Nachfrage vor allem aus dem Inland und dem europäischen Ausland höher ausgefallen war (vgl. BZ vom 7. Oktober).Laut Destatis legten im August die Exporte in die Länder des gemeinsamen Währungsraums um 8,8 % im Vergleich zum Vorjahr zu und in Drittländer um 9,6 %. Besonders bemerkenswert findet Nord/LB-Ökonom Stefan Große aber, “dass vor allem die Ausfuhren ins Nicht-Euroland angezogen sind” (+ 11,8 %). Dies stimme zuversichtlich, dass die globale Konjunktur vielleicht doch wieder etwas an Fahrt aufnehmen könne. “Der deutsche Exportmotor brummt wieder”, und allen Störfeuern zum Trotz könne 2016 “ein hervorragendes Jahr für die deutsche Wirtschaft” werden. Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, erwartet, dass das deutsche Wachstum im zweiten Halbjahr an Fahrt aufnimmt. Die zunehmenden Importe ließen auf eine steigende Investitionstätigkeit schließen.Bei allem Optimismus warnen Bankvolkswirte davor, die August-Daten für sich zu interpretieren. Man müsse auch den sehr schwachen Juli ins Bild nehmen, sagt etwa Andreas Scheuerle von der DekaBank. Stagnation im September unterstellt, sei das laufende Quartal noch von einem stärkeren Anstieg der Einfuhr geprägt, so dass der Außenbeitrag das gesamtwirtschaftliche Wachstum noch um mehr als 0,25 Punkte bremse. Unterm Strich lande man bei einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal von 0,25 % im Quartalsvergleich. Man dürfe auf den September gespannt sein, für den “schon sehr erfreuliche Frühindikatoren” vorlägen. Allerdings hätten die Frühindikatoren auch einen schwachen August angedeutet, “und das war der nun wirklich nicht”. Derzeit sehe es danach aus, als sei der einzige Trend in der Wirtschaft, dass es keinen Trend gebe, findet ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Er erwartet bereits für 2016 erste Bremsspuren bei den deutschen Exporten nach Großbritannien. Neuer Blick auf NotenbankenRundum optimistisch auf die Konjunktur blicken derweil die Investoren. So notiert der Sentix-Konjunkturindex für Euroland nach dem dritten Anstieg in Folge bei 8,5 Punkten und damit auf dem höchsten Stand seit Oktober 2015. Besonders heraus rage die Dynamik in Deutschland, China und Lateinamerika, schließt Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner aus dem Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1 000 Investoren.Im längerfristigen Kontext scheine eine Wahrnehmungsänderung bei den Anlegern einzutreten, wie sich aus den erhobenen Themenindizes ableiten lasse. So sei das entsprechende Barometer für die Inflation auf den tiefsten Stand seit Juni 2015 gefallen. Dahinter stecke sicher auch ein Bewusstsein für die Basiseffekte angesichts der Ölpreisentwicklung, so Hübner. Weit wichtiger sei der Einbruch des Themenindex Notenbankpolitik um 23,5 auf – 0,5 Punkte. Die Anleger gingen damit von einer signifikanten Änderung des Einflusses der Notenbankpolitik aus, dem sie nicht mehr eine stark bullishe Wirkung auf den Bondmarkt zuweisen.—– Kommentar Seite 1