Deutsche Firmen zögern bei Investitionen in China

AHK-Umfrage zeigt eingetrübte Stimmung - Schmerzpunkte bei Lohnkosten und Internetrestriktionen

Deutsche Firmen zögern bei Investitionen in China

nh Schanghai – Deutsche Firmen mit Präsenz in China bewerten die aktuelle wirtschaftliche Situation und die Aussichten für ihre Geschäftstätigkeit insgesamt positiv, halten sich aber dennoch mit Investitionen an neuen Standorten in China zurück. So heißt es in einer neuen Studie der Deutschen Handelskammer in China. Die am Freitag veröffentlichte jährliche Geschäftsklima-Umfrage der AHK-Vertretung in China gibt neue Indizien dafür, dass ausländische Firmen trotz der in diesem Jahr gefestigten Konjunktursituation im Reich der Mitte zögerlicher in Bezug auf ihre China-Pläne werden. Rechtsunsicherheit im FokusZwar plant rund ein Viertel der deutschen Firmen innerhalb der nächsten zwei Jahre Neuinvestitionen, aber erstmalig will mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen vorerst nicht an anderen Standorten in China investieren. Als wichtigste Gründe für die Zurückhaltung werden Rechtsunsicherheit beziehungsweise unklare rechtliche Rahmenbedingungen angeführt, die sich zuletzt vor allem auch auf Ebene der chinesischen Cybersecurity-Regeln manifestieren. Als wichtiger Schmerzpunkt für die Direktinvestoren gelten auch die weiter stark steigenden Lohnkosten in Verbindung mit Engpässen beim Fachpersonal. Fast 80 % der befragten Firmen sehen sich hier in ihren Geschäftsplänen beeinträchtigt, während zwei Drittel beklagen, dass sie angesichts der hohen Mitarbeiterfluktuationsraten Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu halten. Weniger willkommenAuch in diesem Jahr virulent gewordene Beschränkungen für Kapitalabflüsse ins Ausland haben sich bei 40 % der Umfrageteilnehmer als Beeinträchtigung dargestellt. Mehr als die Hälfte der deutschen Firmen in China hat grundsätzlich im Wettbewerb mit heimischen Unternehmen mit Diskriminierung, mangelndem Schutz der Urheberrechte und bürokratischen Hürden zu kämpfen. Dies verdichte sich zu der Wahrnehmung, dass sich deutsche Investoren in China insgesamt weniger willkommen fühlen, betonte Kammerpräsident Lothar Herrmann am Freitag. Dabei zeigt mehr als die Hälfte der Befragten wenig oder kein Vertrauen in die Zusagen der chinesischen Führung, die Märkte für ausländische Investoren weiter zu öffnen. Entsprechende Umfragen seitens der amerikanischen und europäischen Handelskammervertretungen in China zeichneten zuletzt ein ähnliches Bild.Was die deutschen Firmen angeht, gibt erstmals mehr als die Hälfte an, künftig keine Investitionen mehr an neuen Standorten in China zu planen. Dies lässt erwarten, dass der gegenwärtige Schrumpfungstrend bei den Investitionen nach China anhält. Allerdings gibt es keine Anzeichen für eine Abwanderungswelle. So geben 12 nach zuvor 10 % der Befragten an, darüber nachzudenken, den Standort China zu verlassen, aber nur ein sehr geringer Teil von 0,7 % der Befragten hat konkrete Abwanderungspläne binnen der nächsten zwei Jahre.Als ein besonders wichtiges Hindernis werden die in China zuletzt weiter forcierten Internetrestriktionen und die langsame grenzüberschreitende Internetgeschwindigkeit angeführt. Zwei Drittel der befragten Unternehmen werten dies mittlerweile als eine ernstzunehmende Hürde, was einen sprunghaften Anstieg gegenüber früheren Umfragen bedeutet. Dabei werden vor allem auch die noch weitgehend unklaren Auswirkungen eines neuen chinesischen Cybersecurity-Gesetzes als problematisch angesehen. Cybergesetz bereitet SorgeWie der deutsche Botschafter in Peking, Michael Clauß, betont, ist der mit der Gesetzgebung verbundene Sicherheitsbegriff so weit gefasst, dass für ausländische Unternehmen Unsicherheit besteht, inwiefern sie betroffen sind. Grundsätzlich bestehe die Sorge, dass Server in China lokalisiert und Verschlüsselungscodes preisgegeben werden müssen, so dass auch Geschäftsgeheimnisse gefährdet werden könnten. Dies sei mit Blick auf Deutschland als Chinas wichtigsten Technologielieferanten von großer Bedeutung.