Deutsche Industrie erleidet Dämpfer

Rückgang von Produktion und Ausfuhren im Dezember weckt Sorgen um eine Wachstumsschwäche

Deutsche Industrie erleidet Dämpfer

Konjunkturdaten aus dem Dezember weisen auf einen Kälteeinbruch in der deutschen Wirtschaft hin. Die Industrieproduktion und die Exporte sind überraschend zurückgegangen. Allerdings kann Deutschland auf ein Rekordjahr 2015 im Außenhandel zurückblicken.dm Frankfurt – Offenbar gelingt es der deutschen Wirtschaft weniger gut, sich von globalen Wachstumssorgen abzukoppeln. Die Produktion im produzierenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Dezember 2015 preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigt 1,2 % niedriger ausgefallen als im Vormonat und hat die Erwartungen deutlich verfehlt. Von Reuters befragte Analysten hatten ein Plus von 0,4 % prognostiziert. Es war der zweite Rückgang der Produktion in Folge und das stärkste Minus seit August 2014. Immerhin fiel das Minus im November nach der Revision der vorläufigen Zahlen mit 0,1 % geringer aus als ursprünglich gemeldet (-0,3 %).Auch die Industrieproduktion ist im Dezember schlechter ausgefallen als erwartet und um 1,1 % gefallen, im Jahresvergleich betrug das Minus sogar 2,3 % (vgl. Grafik). Die Produktion von Investitionsgütern schrumpfte um 2,6 %, jene von Konsumgütern um 1,4 %. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von einer “Durststrecke” zum Jahresende. Angesichts der verbesserten Auftragseingänge im Schlussquartal dürften die Unternehmen ihre Produktion zu Jahresbeginn aber “wieder etwas ausweiten”. Die BayernLB sieht dagegen in den Konjunkturdaten “Abwärtsrisiken” für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal. Der erwartete Anstieg um 0,3 % zum Vorquartal scheine nun “ambitioniert”, so die BayernLB. Die Zahl soll am Freitag veröffentlicht werden.Auch die LBBW stuft die Zahlen zum Auftragseingang und zur Produktion im produzierenden Gewerbe als “alles andere als beruhigend” ein, zumal die Produktion damit in vier Monaten der zurückliegenden fünf Monate rückläufig gewesen sei. Im verarbeitenden Gewerbe ist der Auftragseingang nach vorläufigen Angaben im Dezember bereinigt 0,7 % niedriger als im Vormonat ausgefallen, wie Destatis bereits am Freitag gemeldet hatte.Die US-Großbank Citigroup hält wegen der Fülle an schwächer ausgefallenen Daten eine “Winter-Rezession” mit zwei Quartalen negativen Wachstums – dem Schlussquartal 2015 und dem ersten Quartal 2016 – nicht für “völlig unplausibel”. Überraschend haben sich nämlich auch die Exporte im Dezember verringert, und zwar laut Destatis um 1,6 % gegenüber dem Vormonat. Ökonomen hatten ein Plus von 0,5 % gesehen.Im Gesamtjahr erreichten die Ein- und Ausfuhren noch Höchststände. Im Vorjahresvergleich stiegen die Exporte um 6,4 % auf 1195,8 Mrd. Euro, die Importe um 4,2 % auf 948 Mrd. Euro. Damit weist die deutsche Außenhandelsbilanz 2015 den bisher höchsten je verzeichneten Überschuss von 248 Mrd. Euro aus, gegenüber 213,6 Mrd. Euro 2014. Mehr GrenzkontrollenDer Exportrückgang im Dezember wurde von vielen Ökonomen als Ausdruck einer Nachfrageschwäche aus den Schwellenländern gewertet. Die BayernLB sieht zudem den Nachfragerückgang aus EU-Ländern außerhalb der Währungsunion als Indiz, dass “die verstärkten Grenzkontrollen im Zuge der Flüchtlingskrise eine Rolle gespielt haben”. Dies wäre ein deutliches Signal dafür, welche Auswirkungen “ein Scheitern des Schengen-Raumes” für die deutsche Wirtschaft hätte, so die Bank.Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, sagte, die Rekordzahlen im Außenhandel seien ein “geschöntes Bild der Realität”. Durch die Politik der Europäischen Zentralbank werde der Euro-Kurs niedrig gehalten, Krisenherde gebe es nach wie vor genug. Da anzunehmen sei, dass die Rohstoffpreise und der Euro-Kurs weiter niedrig blieben, rechne der BGA aber 2016 mit einer “positiven Entwicklung” und einem Anstieg der Exporte um 4,5 % und der Importe um 4 %.