Deutsche Industrie fährt Produktion hoch

Coronabedingter Rückgang zum Teil aufgeholt

Deutsche Industrie fährt Produktion hoch

ba Frankfurt – Die deutsche Industrie beginnt, sich mit den Corona-Lockerungsschritten von den kräftigen Rückschlägen der vergangenen Monate zu erholen. Im Mai hat das verarbeitende Gewerbe nicht nur mehr Aufträge eingesammelt als im Vormonat, auch die Produktion ist deutlich gestiegen – wenn auch nicht ganz in dem erwarteten Umfang. Und auch die vom Münchener Ifo-Institut erfragten Produktionserwartungen haben den zweiten Monat in Folge zugelegt. Gleichwohl ist das Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht.Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge haben Industrie, Bau und Energieversorger zusammen ihre Fertigung im Mai saisonbereinigt um 7,8 % im Monatsvergleich ausgeweitet. Ökonomen hatten mit einem Zuwachs von 11,1 % gerechnet, insbesondere nachdem die Industrieumsätze im Mai um 10,6 % und die Auftragseingänge um 10,4 % zugelegt hatten (vgl. BZ vom 7. Juli). Im April war der Ausstoß noch um revidiert 17,5 (zuvor: 17,9) % eingebrochen, im März betrug das Minus 8,9 %. Dass das Vorkrisenniveau noch weit entfernt ist, zeigt sich im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen: Demgegenüber ist die Produktion laut den Wiesbadener Statistikern im Mai um 19,0 % zurückgegangen. Auch der Vorjahresvergleich zeigt noch eine Differenz: Die Produktion lag 19,3 % unter dem Niveau von Mai 2019.”Die Industrieproduktion dürfte ihren Tiefpunkt überwunden haben”, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die gestern veröffentlichten Daten. Trotz der Erholung blieben die Kapazitäten aber deutlich unterausgelastet. Und auch wenn das Plus bei den Auftragseingängen auf eine weiter anziehende Produktion in den kommenden Monaten hindeute, bleibe vor allem die Entwicklung der Auslandsnachfrage ein Risiko für die weitere Erholung, mahnte das Wirtschaftsministerium.Da die Energieerzeugung (+ 1,7 %) und die Fertigung am Bau (+ 0,5 %) nur moderat zulegten, hat das “besonders ausgeprägte” Plus der Industrie im engeren Sinne von 10,3 % zu dem Produktionszuwachs im Mai geführt. Maßgeblich hierfür war wiederum die Wiederaufnahme der im April weitestgehend zum Stillstand gekommenen Kfz-Produktion, wie das Wirtschaftsministerium betonte. Destatis zufolge liegt die Automobilproduktion damit allerdings immer noch um knapp 50 % unter dem Niveau von Februar 2020. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen erwartet für Juni ein ähnliches Plus bei der Industrieproduktion – die Autofertigung sei im Mai dreimal höher als im äußerst schwachen April gewesen und nach Angaben des Automobilverbandes VDA seien im Juni knapp doppelt so viele Autos wie im Mai produziert worden.Die “Aufbruchstimmung in der Autoindustrie”, die das Ifo-Institut ausmacht, hat den Ifo-Produktionsindikator im Juni nicht nur das zweite Mal in Folge klettern lassen, der Anstieg von – 19,5 auf + 4,3 Punkte ist zudem der zweitgrößte seit der Wiedervereinigung. Erstmals nach drei Monaten überwiege der Anteil an Unternehmen, die ihre Produktion ausweiten wollen.Trotzdem “dürfte die Industrieproduktion im zweiten Quartal um mehr als 16 % gefallen sein und damit in erheblichem Maße zum Einbruch des BIP beigetragen haben”, mahnt Commerzbank-Ökonom Solveen. Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, aber zählt letztlich die Botschaft: “Die deutsche Wirtschaft nimmt nach dem Lockdown wieder Fahrt auf.”