Deutsche Industrie kommt voran

Produktion im September ausgeweitet - Ifo-Erwartungen nur leicht gesunken

Deutsche Industrie kommt voran

ba Frankfurt – Die deutsche Industrie setzt zum Ende des dritten Quartals ihren Erholungsprozess nach dem Einbruch im Frühjahr wieder etwas dynamischer fort. Die über Europa rollende zweite Infektionswelle wird allerdings auch die Industrie in den kommenden Monaten wieder beeinträchtigen, wenn auch nicht so stark wie noch im Frühjahr und in geringerem Ausmaß als die Dienstleister. Die vom Ifo-Institut erhobenen Produktionserwartungen haben sich dementsprechend im Oktober leicht eingetrübt. “Die Industrie fährt das Tempo etwas herunter”, kommentierte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe den Rückgang des entsprechenden Indikators um 2,6 auf 17,4 Punkte. Generell plane jedoch eine Mehrzahl der Branchen, ihre Produktion auszuweiten.Laut den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) haben Industrie, Bau und Energieversorger zusammen die Produktion im September um 1,6 % zum Vormonat ausgeweitet. Dies ist zwar etwas weniger als von Ökonomen mit im Schnitt + 2,5 % erwartet, allerdings wurde das Ergebnis von August nach oben revidiert: Statt eines um 0,2 % gedrosselten Ausstoßes berichtet Destatis nun eine Fertigungsausweitung um 0,5 %. Im Vergleich zum Vorjahr wurde 7,3 % weniger produziert. In der Industrie im engeren Sinne kletterte der Output um 2,0 % im Monatsvergleich, der Bau verzeichnete ein Plus von 1,5 %, und die Energieerzeugung ging um 2,5 % zurück.”Das produzierende Gewerbe kämpft sich Schritt um Schritt zurück”, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium zu den am Freitag veröffentlichten Daten. Mittlerweile liege die Produktion in der Industrie bei rund 93 % des Vorkrisenniveaus im vierten Quartal 2019. Das Ministerium rechnet angesichts der Entwicklung der Auftragseingänge und des Geschäftsklimas mit einer Fortsetzung des Erholungsprozesses, “auch wenn dieser Pfad angesichts des Pandemiegeschehens noch steiniger wird”.Zwischen den einzelnen Sektoren gibt es weiter deutliche Unterschiede: Laut Wirtschaftsministerium hat im September insbesondere das Produktionsplus von 10,0 % im KfZ-Bereich den Gesamt-Output getrieben. Dennoch weist die in Deutschland so wichtige Automobilindustrie unter den größten Sektoren immer noch den weitesten Abstand zum Produktionsniveau Anfang des Jahres aus, mahnt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Am weitesten aufgeholt habe die chemische Industrie, deren Produktion sich nach einem deutlichen Plus im September auf knapp 95 % ihres Vorkrisenniveaus befinde. Solveen erwartet ebenfalls weitere Produktionsanstiege in den kommenden Monaten und wertet die Industrie daher als Aktivposten für das vierte Quartal – diese werde das zu befürchtende Minus im Schlussabschnitt in Grenzen halten, den Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in einigen Dienstleistungssektoren durch die erneuten Schutzmaßnahmen aber wahrscheinlich nicht ausgleichen können. Auch Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, sieht in der Industrie “in der Tat die einzige Hoffnung der deutschen Wirtschaft, eine Schrumpfung möglicherweise noch zu vermeiden”. Im dritten Quartal hatte die Wirtschaft 8,2 % zugelegt, nachdem sie in den beiden Quartalen zuvor um 9,8 % und 1,9 % eingebrochen war.