Deutsche Universitäten sind spitze
Akademische Patente in Europa
Deutsche Universitäten sind spitze
ba Frankfurt
In Europa ist die Hochschulforschung zwar seit Langem spitze − scheitert aber derzeit noch zu oft daran, diese in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen. Begründet wird dies zumeist mit der Markt- und Politikfragmentierung, mangelnder Finanzierung des Ökosystems der Hochschulforschung und einer allgemein risikoscheuen Einstellung.
Kommerzialisierung problematisch
„Wie kürzlich in Mario Draghis richtungsweisendem Bericht hervorgehoben wurde, sollte die Kommerzialisierung der akademischen Forschung ein vorrangiges Anliegen für Europa sein“, heißt es daher in einer Studie des Europäischen Patentamts (EPA). Draghi macht in dem Mangel an länder- und sektorübergreifenden Innovationsclustern – in der Privatwirtschaft und auch an Universitäten – ein zentrales Hindernis in der Innovationspipeline aus. Die Tatsache, dass 10% der Start-ups mit europäischen akademischen Patenten ihren Hauptsitz in den USA hätten, zeige die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Kommerzialisierung neuer Technologien innerhalb des EU-Binnenmarktes. Das Einheitspatent ist laut EPA „ein konkreter Schritt zur Bewältigung dieser Herausforderungen und ergänzt andere EU-Initiativen zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen und zur finanziellen Unterstützung von Start-ups in der Wissenschaft“.
10 Prozent der Patente kommen von Unis
10,2% aller Patente, die von europäischen Anmeldern beim EPA eingereicht werden, haben ihren Ursprung in Universitäten. Deutsche Hochschulen sind dabei Spitzenreiter: Ihrer Forschung entstammen 24,1% aller akademischen Patente in Europa, die zwischen den Jahren 2000 und 2020 angemeldet wurden, – insgesamt 25.822 europäische Patente.
Handvoll an Unis steht für Hälfte der Patente
Neben Deutschland sind Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien führend bei der Gesamtzahl akademischer Patente. Dabei entfällt die Hälfte dieser Anmeldungen jedoch auf gerade einmal 5% der 1.200 von der EPA analysierten Hochschulen. Namentlich sind dies die Université Grenoble Alpes, die Technische Universität München, Oxford University, die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, die Universität Kopenhagen und das Polytechnikum Mailand.
Unterstützung macht den Unterschied
Diese Hochschulen sind vor allem auf naturwissenschaftliche Bereiche spezialisiert und werden von speziellen Einrichtungen für den Wissenstransfer unterstützt. Der Erfolg dieser Universitäten zeigt sich bei den Einnahmen aus geistigem Eigentum oder der Zahl der europäischen Start-ups, die von ihren Erfindungen profitieren. Es reüssieren aber auch kleine Universitäten in ihrem jeweiligen Innovationsökosysteme durch lokale Kooperationen und Patentanmeldungen durch Partnerunternehmen. Für länderübergreifende Kooperationen in Europa sei noch viel Potenzial, urteilt das EPA.
Industrie vor Ort hilft
Laut EPA ist die Zahl der von Universitäten eingereichten akademischen Patente in den stärker industrialisierten Regionen Europas höher, da dort die Möglichkeiten für Zusammenarbeit und Technologietransfer mit der Industrie am größten sind. In Regionen mit einem niedrigen BIP-Pro-Kopf, wie vor allem in Mittel- und Osteuropa, generieren Hochschulen meist nur eine relativ geringe Anzahl akademischer Patente. Dennoch stehen sie für einen großen Anteil der lokalen Patentanmeldungen, die aber häufig von Partnerunternehmen und nicht von den Universitäten selbst eingereicht werden. Sie sind wesentliche Bestandteile der Innovationsökosysteme dieser Regionen und ein Schlüssel zur Entwicklung und intelligenter Spezialisierung, betont das EPA.
Deutschland auch im IW-Ranking vorne
Auch in einer IW-Studie schneidet Deutschland noch ganz ordentlich ab: Mit 8,9% direkt hinter den USA, die 34,5% aller internationalen Patentanmeldungen aus dem Hochschulbereich auf sich vereinen. Danach listet das IW Japan (7,3%), das Vereinigte Königreich (6,0%) und Frankreich (5,6%). Bezogen auf die Studentenzahl hingegen ist die Schweiz führend.
Im europaweiten Top-25-Ranking der indirekten Anmeldungen – also solchen, die von anderen Einrichtungen eingereicht werden, aber Forschende europäischer Universitäten als Erfinder benennen – befinden sich 12 deutsche Unternehmen und Organisationen, darunter die Fraunhofer Gesellschaft sowie Firmen wie Siemens, Bosch, Evonik und Knorr Bremse. Die fünf Universitäten aus Deutschland mit den meisten Patentanmeldungen sind die TU München (2.183 Stück), die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (1.445), die Freie Universität Berlin (1.392), die RWTH Aachen (1.345) und die TU Berlin (1.174).