Wirtschaftsstandort

Deutsche Unternehmen im Steuernachteil

Der internationale Steuervergleich der OECD zeigt: Die Belastung für Unternehmen ist hierzulande höher als anderswo, die Investitionsförderung zu schwach.

Deutsche Unternehmen im Steuernachteil

Deutsche Firmen im Steuernachteil

OECD vergleicht Steuersätze und die effektive Last in der Wirtschaft

lz Frankfurt

Der langjährige Rückgang der Steuerbelastung von Unternehmen hat sich in den vergangenen vier Jahren nicht weiter fortgesetzt: Der Regelsatz im OECD-Gebiet liegt seither bei etwa 21,1%, wie die Industriestaaten-Organisation mitteilt. Sie hat mehr als 160 Länder unter die Lupe genommen und dabei auch auf Unternehmensdaten zurückgegriffen, um Steuervermeidungsstrategien und die Wirkung von Steuersenkungen besser untersuchen zu können.

Der OECD zufolge könnte die globale Mindeststeuer für Konzerne in Höhe von 15% einen Beitrag zur Stabilisierung geleistet haben. Sie wurde von mehr als 140 Staaten beschlossen und befindet sich derzeit in einem Teil der Länder in der Umsetzung. Allerdings verzögert sich diese in wichtigen Volkswirtschaften wie etwa den USA, wo es größeren Widerstand gibt.

In Deutschland liegt der nominale Steuersatz von Unternehmen bei rund 30% und damit deutlich höher als in den allermeisten anderen Ländern. Wirtschaftsverbände fordern daher eine Absenkung auf mindestens 25%. Betrachtet man die Effektivbesteuerung der Unternehmen, die Abschreibungen, steuerliche F&E-Förderung sowie die Steuerverlagerungen durch Unternehmen miteinbezieht, so liegt die Steuerlast für deutsche Firmen zwar nur mehr bei 26,5%. Doch schrauben auch alle anderen Ländern die Belastung auf diese Weise herunter – besonders erfolgreich ist dabei etwa Italien.

Zudem sind Abschreibungen und die Steuerförderung ein probates Mittel, um im Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte Produktion im Land zu halten, Unternehmen zur Modernisierung zu bewegen und den Kapitalstock zu erneuern für neue Produkte und Technologien.

Einige Länder wie etwa Italien, Polen, Portugal und die Türkei räumen Unternehmen zudem grundsätzlich einen hohen Freibetrag ein, um kleinere Firmen zu unterstützen und Start-ups zu fördern. Der effektive Durchschnittssteuersatz mit ausgabenbasierten Steueranreizen bei F&E lag der OECD zufolge in Irland, Polen und Litauen am niedrigsten, was sie besonders für Technologieinvestitionen attraktiv mache.

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