Deutsche Verbraucher werden skeptischer

GfK-Konsumklima sinkt im Oktober - Konjunktur- und Einkommenserwartungen geben nach

Deutsche Verbraucher werden skeptischer

ba Frankfurt – Lange Zeit sah es so aus, als würden die deutschen Verbraucher zwar die anhaltenden Risikofaktoren wie die globale Konjunkturschwäche, die Handelskonflikte oder die Querelen um den Brexit genau beobachten, sich davon aber nicht ihre Laune verderben lassen. Im Oktober allerdings haben die zunehmenden Meldungen zum Arbeitsplatzabbau in der Automobil- und Finanzbranche zu einem weniger positiven Bild bei den Konsumenten geführt: “Die Stimmung der Verbraucher ist durch diese Ereignisse wieder stärker getrübt und der Optimismus schwindet”, kommentiert GfK-Experte Rolf Bürkl das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 2 000 Verbrauchern. Demzufolge sei das Konsumklima für November von revidiert 9,8 (zuvor: 9,9) auf 9,6 Punkte abgerutscht. Dies ist der niedrigste Stand seit November 2016. Stützfunktion bleibtDennoch werde der private Verbrauch in diesem Jahr eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft bleiben – “unter der Voraussetzung, dass die gegenwärtigen Krisenherde nicht weiter eskalieren und Politik und Wirtschaft der zunehmenden Angst vor Jobverlust entgegentreten”, betonte Bürkl. Die Funktion der Binnenkonjunktur als Stütze der heimischen Wirtschaft ist umso bedeutender, da die stark exportabhängige Industrie besonders unter den anhaltenden Unsicherheitsfaktoren leidet. Im Oktober immerhin stagnierte die Unternehmensstimmung gemessen am Ifo-Geschäftsklimaindex (siehe Bericht auf dieser Seite). Im zweiten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) vor allem wegen stark rückläufiger Exporte um 0,1 % im Quartalsvergleich. Und Besserung scheint nicht in Sicht: Für den dritten Vierteljahresabschnitt zeichnet sich eine technische Rezession ab – das sind zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativen Wachstumsraten. Dem jüngsten Monatsbericht der Bundesbank zufolge könnte sich die Wirtschaftsleistung in den drei Monaten bis September “nochmals leicht verringert haben”. Das Statistische Bundesamt berichtet am 14. November über die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal. Für den weiteren Jahresverlauf rechnen Experten kaum mehr mit einer steigenden Dynamik. Für das Gesamtjahr 2019 erwartet die Bundesregierung ein Plus von 0,5 %.Die Rezessionsgefahr wird zunehmend auch von den Konsumenten gesehen – so ist der Indikator der Konjunkturerwartungen nach der leichten Erholung im September wieder auf den Abwärtstrend eingeschwenkt und im Oktober um 4,8 auf -13,8 Punkte gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit Dezember 2012, also zu Zeiten der Eurokrise.Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die der scheidende Notenbankchef Mario Draghi erst am Donnerstag wieder bestätigt hat, spielt laut den Nürnberger Marktforschern für die Konsumenten an zwei Stellen eine Rolle: So kämen zunehmend Banken durch die Niedrigzinspolitik in Schieflage und reagierten mit Filial- und Stellenabbau, wie das Beispiel der Deutschen Bank zeige. Zudem mache die Niedrigzinspolitik die bewusste Geldanlage wenig attraktiv und stütze damit die Konsumneigung. Auf der September-Sitzung hatte der EZB-Rat die Wiederaufnahme der breit angelegten Anleihekäufe (QE) im Volumen von monatlich 20 Mrd. Euro ab November sowie die Senkung des Einlagenzins um 10 Basispunkte auf -0,5 % beschlossen – diese Entscheidung war aber auch intern stark umstritten (vgl. BZ vom 25. Oktober). Es wird weiter gekauftDie Anschaffungsneigung stemme sich auch dank der guten Arbeitsmarktlage und Einkommensentwicklung “bislang erfolgreich gegen den konjunkturellen Abschwung”, erläuterte Bürkl. Im Oktober hat der entsprechende Indikator zwar etwas mehr als die Hälfte der Gewinne vom Vormonat wieder abgegeben, behauptet mit 51,7 nach 54,1 Punkten im September aber immer noch “sein exzellentes Niveau”. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist allerdings seit einigen Monaten dabei, etwas an Glanz zu verlieren. Nach dem Rückgang von 10 000 im Vormonat erwarten Ökonomen für Oktober eine unveränderte Arbeitslosenzahl. Am Mittwoch legt die Bundesagentur für Arbeit den Jobmarktbericht für Oktober vor.Das Niveau der Einkommenserwartungen bezeichnete Bürkl hingegen als “immer noch zufriedenstellend”, da der aktuelle Wert mit 39,0 Zählern zwar der niedrigste seit Dezember 2013 ist, aber immer noch “deutlich über dem langjährigen Durchschnittswert von etwa 0 Punkten liegt”. Konsumenten gingen weiter davon aus, dass sich ihre finanzielle Lage auch künftig positiv entwickeln werde, allerdings habe die Euphorie zuletzt “mit drei Rückgängen in Folge einen ersten Dämpfer erhalten”, so Bürkl.