Deutsche Wirtschaft stellt sich auf harten Brexit ein
wf Berlin – Die deutsche Wirtschaft bereitet sich auf einen harten Brexit vor, sieht sich aber gewappnet. “Die deutsche Wirtschaft fühlt sich zum Großteil auch auf einen ,Worst Case` gut vorbereitet, dennoch erwartet eine beträchtliche Anzahl an Unternehmen hohe Schäden”, erklärte Alexander Börsch, Chefökonom von Deloitte. Die Beratungsgesellschaft hat in Kooperation mit dem Industrieverband BDI im Mai 248 deutsche Großunternehmen mit wirtschaftlichen Beziehungen zum Vereinigten Königreich befragt. Fast drei Viertel der Unternehmen gaben an, gut aufgestellt zu sein, ein Fünftel hingegen hält sich für schlecht bis sehr schlecht gewappnet. 38 % der Unternehmen rechnen bei einem No-Deal-Brexit mit hohen Schäden, mehr als die Hälfte mit eher geringen.Die höchsten Verluste für ihren Bereich erwartet der Umfrage zufolge das Bankwesen, das sich zugleich als relativ schlecht vorbereitet einstuft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen dort befürchtet hohe bis sehr hohe Schäden. Automobilindustrie und Handel sehen sich überdurchschnittlich gut gewappnet und rechnen nur mit geringeren Schäden. Größte Chance des Brexit ist für 54 % der befragten Unternehmen eine Stärkung des Finanzplatzes Deutschland. Fast die Hälfte erwartet Verlagerungen durch den Brexit in Richtung Deutschland. Immerhin 44 % der Unternehmen rechnen zudem mit einer höheren Attraktivität Deutschlands für ausländische Direktinvestitionen.Inzwischen befürchtet ein knappes Drittel der Unternehmen einen No-Deal-Brexit, mehr als die Hälfte hofft noch auf eine Einigung oder Aufschub. Von den Pessimisten planen 30 % für den Fall eines No-Deal-Brexit den Abbau von Stellen in Deutschland. Die Coronakrise spielt auch bei den Vorbereitungen eine Rolle: Zwar hält knapp die Hälfte der Firmen am Vorgehen fest oder verstärkt die Maßnahmen; ein Drittel gibt aber an, seine Pläne aufzuschieben (28 %) oder zurückzufahren (6 %). Die Übergangsfrist reicht bis Ende 2020.