Deutsche Wirtschaft verharrt im Konjunkturtief
Wirtschaft steckt im Konjunkturtief fest
Ifo-Geschäftsklima trübt sich zum dritten Mal in Folge ein – Unternehmen sehen düster in die Zukunft
Deutschland stolpert immer weiter in eine Wirtschaftskrise. Die Stimmungsbarometer signalisieren immer mehr Pessimismus bei den Unternehmen. Besonders fatal sind die zurückgeschraubten Geschäftserwartungen. Das schlägt auf das Investitionsverhalten durch und verstärkt den Eindruck einer rezessiven Entwicklung.
lz Frankfurt
Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland trübt sich immer weiter ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August auf 86,6 Punkte nach 87 Zählern im Juli – und zwar in allen Belangen: Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage schlechter, zugleich werden auch ihre Erwartungen immer pessimistischer. Es ist bereits der dritte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge und der tiefste Stand seit Februar.
„Die Stimmung der Unternehmen ist im Sinkflug“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten. Die Unternehmen hätten erneut über rückläufige Auftragsbestände geklagt. Insbesondere die Investitionsgüterhersteller seien in einer schwierigen Lage. „Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise“, sagte Fuest.
Ritt auf der Rasierklinge
„Die deutsche Wirtschaft hat sich in der Stagnation eingerichtet", ergänzt der Leiter der Ifo-Umfragen Klaus Wohlrabe. Insofern könne es im dritten Quartal sogar einen weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geben, erwartet er. Bereits im Frühjahr stand ein leichtes Minus von 0,1% auf dem Zettel. Die Konsumenten hielten sich beim Einkaufen zurück, und auch die Unternehmen kämpften mit Auftragsmangel.
„Aus der konjunkturellen Erholung wird vorerst nichts. Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Ritt auf der Rasierklinge zwischen Rezession und minimalen Wachstum fort“, kommentiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der schwache Welthandel sei eine schwerwiegende Belastung für die exportabhängige deutsche Industrie. Darüber hinaus würden die privaten Haushalte kaum positive Konjunkturimpulse setzten können. Zwar seien die realen Netto-Einkommen unter Einbezug der steuerfreien Inflationsausgleichsprämien deutlich gestiegen, doch dies gelte eben nur unter Berücksichtigung der Einmalzahlungen. Da Letztere nicht zum dauerhaften Einkommen zählen, werde sich der Konsum auch nicht nachhaltig erholen.
Berlin sorgt für Ratlosigkeit
Die Weltwirtschaft läuft holprig, von der Geopolitik drohten weiterhin Risiken und der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl lauere als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor, analysiert Elmar Völker von der LBBW. „Und last but not least sorgt die Performance der Bundesregierung eher für Ratlosigkeit als für Aufbruchstimmung.“ Nach Ansicht von Klaus Bauknecht von der IKB brauche es keine Milliarden-Subventionen für einzelne Chipfabriken, sondern eine breite Investitionsunterstützung für das gesamte verarbeitende Gewerbe. Dies würde einen bedeutenden Investitionsimpuls liefern und damit konjunkturunabhängiges Wachstum generieren. Denn den Unternehmen fehle es für Investitionen an Zuversicht und klaren politischen Weichenstellungen.
Kaum Aufträge für Investitionsgüter
Bezogen auf die einzelnen Branchen zeigten sich die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ziemlich unzufrieden mit den laufenden Geschäften. Die Unternehmen klagten erneut über rückläufige Auftragsbestände. Insbesondere die Investitionsgüterhersteller sind in einer schwierigen Lage. Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima im Gegensatz zur Entwicklung in anderen europäischen Ländern ebenfalls verschlechtert. Gerade die Erwartungen werden eingekürzt; die Akteure schauen skeptischer in die Zukunft. Nur im Handel ist das Geschäftsklima nach zwei Rückgängen in Folge wieder leicht gestiegen. Mit den laufenden Geschäften zeigten sich die Händler hingegen weiterhin unzufrieden.
Weitere Berichte zur deutschen Konjunktur:
Kommentar: Berlin muss die Talfahrt stoppen!