Ifo-Geschäftsklima

Deutsche Wirtschaft verharrt im Konjunkturtief

Deutschlands Konjunkturprobleme wachsen sich zu einer tiefen Konjunkturkrise aus. Nun gibt auch der Ifo-Geschäftsklimaindex weiter nach und signalisiert zudem: die Unternehmen lassen auch ihre Hoffnung auf Besserung fahren. Eine gefährliche Entwicklung.

Deutsche Wirtschaft verharrt im Konjunkturtief

Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland trübt sich immer weiter ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August auf 86,6 Punkte nach 87 Zählern im Juli – und zwar in allen Belangen: Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage schlechter ein, zugleich werden auch ihre Erwartungen immer pessimistischer. Es ist bereits der dritte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge.

„Die Stimmung der Unternehmen ist im Sinkflug“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten. Die Unternehmen hätten erneut über rückläufige Auftragsbestände geklagt. Insbesondere die Investitionsgüterhersteller seien in einer schwierigen Lage. „Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise“, sagte Fuest.

Ritt auf der Rasierklinge

„Aus der konjunkturellen Erholung wird vorerst nichts. Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Ritt auf der Rasierklinge zwischen Rezession und minimalen Wachstum fort“, kommentiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der schwache Welthandel sei eine schwerwiegende Belastung für die exportabhängige deutsche Industrie. Darüber hinaus würden die privaten Haushalte kaum positive Konjunkturimpulse setzten können. Zwar seien die realen Netto-Einkommen unter Einbezug der steuerfreien Inflationsausgleichsprämien deutlich gestiegen, doch dies gelte eben nur unter Berücksichtigung der Einmalzahlungen. Da Letztere nicht zum dauerhaften Einkommen zählen, werde sich der Konsum auch nicht nachhaltig erholen.

Berlin sorgt für Ratlosigkeit

Die Weltwirtschaft läuft holprig, von der Geopolitik drohten weiterhin Risiken und der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl lauere als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor, analysiert Elmar Völker von der LBBW. „Und last but not least sorgt die Performance der Bundesregierung eher für Ratlosigkeit als für Aufbruchstimmung.“ Hoffnung auf Besserung gebe es wohl frühestens gegen Jahresende, wenn man wenigstens in den USA genauer abschätzen kann, wo die Reise hingehe.

Kaum Aufträge für Investitionsgüter

Im verarbeitenden Gewerbe zeigten sich die Unternehmen immer unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Die Erwartungen fielen auf den niedrigsten Wert seit Februar. Die Unternehmen klagten erneut über rückläufige Auftragsbestände. Insbesondere die Investitionsgüterhersteller sind in einer schwierigen Lage.

Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima im Gegensatz zur Entwicklung in anderen europäischen Ländern ebenfalls verschlechtert. Auch hier: Gerade die Erwartungen werden eingekürzt; die Akteure schauen skeptischer in die Zukunft.

Nur im Handel ist das Geschäftsklima nach zwei Rückgängen in Folge wieder leicht gestiegen. Grund dafür waren die etwas weniger negativen Einschätzungen. Mit den laufenden Geschäften zeigten sich die Händler hingegen weiterhin unzufrieden.