Deutsche Wirtschaft wird immer mehr zum Sorgenkind
Deutschland wird immer mehr
zum großen Sorgenkind
IWF senkt Prognosen erneut – Union attackiert Ampel
ms Frankfurt
Deutschland wird international immer mehr zum wirtschaftlichen Sorgenkind. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat jetzt in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick seine Wachstumsprognosen für Deutschland noch einmal nach unten geschraubt und seine Einschätzung untermauert, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr als einzige der führenden Industrienationen schrumpfen wird. Das befeuerte prompt die Debatte über den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Wirtschaftspolitik der Ampel-Regierung.
Erneut der "kranke Mann"?
In Europa, aber auch weltweit wird derzeit mit großer Sorge auf die größte Volkswirtschaft im Euroraum geschaut. Nach der Rezession im Winterhalbjahr 2022/2023 droht die deutsche Wirtschaft aktuell erneut in die Rezession zu rutschen – viele wähnen sie auch bereits darin. Mitunter gilt Deutschland schon wieder als „kranker Mann“ Europas oder sogar der Welt. Das hat auch eine hitzige Debatte über die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung und Streit in der Ampel entfacht. Bei der Jahrestagung des IWF diese Woche in Marrakesch vertreten Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesbankpräsident Joachim Nagel Deutschland.
Der IWF senkte nun seine Wachstumsprognose für Deutschland noch einmal auf −0,5% in diesem und 0,9% im nächsten Jahr. Im Vergleich zum Juli-Update des Weltwirtschaftsausblicks aus dem April sind das für 2023 0,2 und für 2024 0,4 Prozentpunkte weniger. Unter den Industrieländern ist Deutschland damit das einzige Land, für das der IWF eine schrumpfende Wirtschaftsleistung in diesem Jahr erwartet.
Deutschland wird damit sogar innerhalb Europas, das international ohnehin hinterherhinkt, noch abgehängt. Für Frankreich und Spanien sagt der Währungsfonds 1,0% und 1,3% sowie 2,5% und 1,7% Wachstum voraus. Für Italien sind es jeweils 0,7%. Insgesamt fällt die Eurozone aber insbesondere gegenüber den USA zurück. Für die weltgrößte Volkswirtschaft hob der Fonds sogar seine Prognosen für 2023 und 2024 an.
"Lautes Alarmsignal"
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, nannte die neuen IWF-Prognosen „ein lautes Alarmsignal“. „Es kommt in diesem Jahr noch schlimmer als bislang erwartet. Das hat nichts mit Schlechtreden zu tun, wie es die Ampel-Regierung nennt, sondern mit berechtigter Sorge um unser Land." Deshalb habe die Unions-Bundestagsfraktion ein Sofortprogramm Wirtschaft vorgelegt. "Handeln statt ankündigen, das ist angesichts der neuen IWF-Zahlen mehr gefragt denn je."
Lindner sagte, die Prognosen sollten ein Weckruf sein. "Der Ausblick des IWF muss zu denken geben", sagte er zu Reuters. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts gehöre nun ins Zentrum politischen Handelns.