Deutschen bleibt wenig vom Lohn

OECD: Steuern und Abgaben für Singles nur in Belgien noch höher - Deutsche Familien stehen besser da

Deutschen bleibt wenig vom Lohn

Deutschland untermauert seine Position als Hochsteuerland. Im Vergleich der 36 OECD-Industrieländer entfallen hierzulande mit die höchsten Steuern und Abgaben. Familien mit nur einem Erwerbstätigen stehen aber deutlich besser dar. Bei den Arbeitskosten liegt Deutschland indes nicht an der Spitze. arp Frankfurt – Deutschland untermauert seine Position als Hochsteuerland: Wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Industrieorganisation OECD zeigt, sind die Steuern und Abgaben hierzulande so hoch wie in kaum einem anderen Land der OECD. So führen alleinstehende Durchschnittsverdiener mit 49,5 % fast die Hälfte der Arbeitskosten an das Finanzamt und für Sozialabgaben ab. Ein Jahr zuvor lag der Wert noch geringfügig höher bei 49,6 %. Deutschland liegt aber weiterhin deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 36,1 %. Ökonomen, zuletzt der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, beklagen die gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ständig steigende Steuerlast hierzulande (vgl. BZ vom 13. März). Im Fokus der Kritik steht auch häufig die Unternehmensteuer, bei der Deutschland im OECD-Vergleich ebenfalls einen Spitzenplatz einnimmt.Die OECD-Kalkulationen basieren auf den Arbeitskosten, beziehen also auch die vom Arbeitgeber zu tragenden Anteile mit ein. Das macht den internationalen Vergleich aussagekräftiger, da nicht in allen 36 in der OECD vertretenen Industrieländern die Arbeitgeber einen Anteil zu den Sozialabgaben zahlen. Schlechter als hierzulande sind alleinstehende Erwerbstätige nur noch in Belgien gestellt. Hier werden mehr als die Hälfte, nämlich 52,7 %, der Arbeitskosten an Steuern und Sozialgaben fällig. In unserem westlichen Nachbarland werden aber auch die Arbeitgeber stärker in die Pflicht genommen. So macht die Einkommensteuer zwar 20,3 (Deutschland: 16) % aus. Dafür ist der Anteil der vom Arbeitgeber zu entrichtende Anteil an den Sozialabgaben mit 21,3 (Deutschland: 16,2) % höher und der Arbeitnehmeranteil an den Abgaben mit 11 (Deutschland: 17,3) % entsprechend niedriger.Rechnet man die Arbeitgeberanteile heraus, so liegen alleinstehende Erwerbstätige in Belgien und Deutschland in etwa gleichauf. 39,8 % beziehungsweise 39,7 % des Bruttoeinkommens entfallen auf Steuern und Arbeitnehmeranteile zu den Sozialabgaben.Aber nicht nur in Belgien und Deutschland sind die Steuern und Sozialabgaben für alleinstehende Arbeitnehmer hoch. Mit Italien, Frankreich und Österreich finden sich gleich fünf Euro-Länder auf den Spitzenplätzen. Lediglich Irland liegt unter dem OECD-Durchschnittswert (siehe Grafik). Am besten stehen sich Single-Arbeitnehmer im einkommensteuerfreien Chile, wo Erwerbstätige lediglich 7 % des Arbeitseinkommens für Sozialabgaben aufwenden müssen.Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die Steuer- und Abgabenlast einer vierköpfigen Familie mit nur einem Verdiener betrachtet. Denn in Deutschland kommen das Ehegattensplitting und die beitragsfreie Mitversicherung Familienangehöriger zum Tragen. So betragen die Steuern und Abgaben gemessen an den Arbeitskosten 34,4 % und damit weniger als in Frankreich (39,4 %) oder Italien (39,1 %). In fast allen Ländern sei die Steuer- und Abgabenlast für Alleinstehende deutlich höher als für Familien, in Deutschland sei der Unterschied aber besonders groß, so die OECD. Bei Arbeitskosten MittelfeldBei den Arbeitskosten liegt Deutschland laut EU-Statistikamt Eurostat mit 34,60 Euro pro Stunde im oberen Mittelfeld hinter Luxemburg (40,60 Euro), Belgien (39,70 Euro), den Niederlanden (35,90 Euro) und Frankreich (35,80 Euro). Die niedrigsten Arbeitskosten in der Eurozone fallen in Litauen (9,00 Euro) und Lettland (9,30 Euro) an. Der Euroland-Durchschnitt liegt bei 30,60 Euro.