Deutsches Exportgeschäft belebt sich nur noch leicht
ba Frankfurt – Die deutsche Exportwirtschaft hat sich im September zwar weiter erholt, die monatlichen Fortschritte werden allerdings immer geringer. Und auch wenn mit der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten (siehe Schwerpunkt auf den Seiten 6 und 7) die Chancen auf ein ruhigeres Außenhandelsumfeld gewachsen sind: Die Fragen, ob es einen Brexit mit oder ohne Deal geben wird, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt und welche wirtschaftlichen Schäden der aktuelle Teil-Lockdown haben wird, bleiben vorerst offen. Zudem haben sich die vom Ifo-Institut gemessenen Exporterwartungen im Oktober wieder deutlich eingetrübt.Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) kletterten die Exporte um 2,3 % im Vergleich zum August. Dies ist der fünfte Anstieg in Folge, in den beiden Monaten zuvor fiel das Plus mit 4,3 % und 2,9 % allerdings noch kräftiger aus. Das Ausfuhrvolumen von 109,8 Mrd. Euro liegt noch um 3,8 % unter dem Niveau des Vorjahres. Die Importe gingen zum Vormonat um 0,1 % zurück. Das Importvolumen von 89,0 Mrd. Euro bedeutet ein Minus von 4,3 % im Jahresvergleich. Kalender- und saisonbereinigt weitete sich der Außenhandelsbilanzsaldo auf 17,8 Mrd. Euro aus nach 15,4 Mrd. Euro im August. Die Industrie erwartet eine länger andauernde Phase der Erholung: Verschärfte Exportkontrollregeln drohten die Wachstumschancen der globalen Arbeitsteilung auszubremsen, warnte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI. Übermäßig restriktive Visa- und Einreisebeschränkungen und überbordende Zölle würden den Welthandel zusätzlich unter Druck setzen. Er erwartet, dass die Exporte in diesem Jahr um 13 % zurückgehen – und damit ähnlich stark wie mit – 18 % im Jahr der globalen Finanzkrise, 2009.Die zweite Coronawelle und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen bremsen die wirtschaftliche Erholung in den europäischen Nachbarländern deutlich, mahnt auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Bereits im September sind die Exporte in die Staaten des Euroraums im Jahresvergleich um 4,5 % gesunken. In EU-Staaten außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes waren es – 0,4 %. Insbesondere nach Großbritannien wurden weniger Waren ausgeführt (- 12,4 %), aber auch in die besonders von Corona betroffenen USA gab es ein Minus von 5,8 %. Nach China hingegen wurden 10,6 % mehr als im Vorjahr exportiert.