Deutsches Geschäftsklima kühlt ab

Ifo-Index fällt im April markant zurück - Zweites Abbremsen in Folge - Baldige Wiederbelebung erwartet

Deutsches Geschäftsklima kühlt ab

Die deutsche Wirtschaft ist schlecht ins laufende Quartal gestartet. So wie am Dienstag bereits der Einkaufsmanagerindex signalisiert nun auch das Ifo-Geschäftsklima eine spürbar gehemmte Aktivität in der größten Volkswirtschaft der Eurozone. Die ohnehin schon aufgeflammten Zinssenkungsspekulationen wurden damit weiter geschürt. ks Frankfurt – Wesentlich stärker als erwartet hat der Geschäftsklimaindex des Münchener Ifo-Instituts im April gegenüber März um saisonbereinigt 2,3 auf 104,4 Punkte eingebüßt. Volkswirte hatten im Mittel der Voraussagen mit einem nur leichten Minus von einem knappen halben Punkt gerechnet. Nach Aussage von Kai Carstensen, Ifo-Bereichsleiter Konjunktur und Befragungen, legt die deutsche Konjunktur “eine Verschnaufpause” ein.Der zweite monatliche Indexrückgang in Folge resultierte zum einen aus erheblich negativeren Urteilen zur aktuellen Geschäftslage. Der entsprechende Subindex fiel um 2,7 auf 107,2 Zähler zurück. Damit bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage allerdings weiterhin mehrheitlich als gut, wie Carstensen weiter erläuterte. Zum anderen hat die Zuversicht der Betriebe für den Geschäftsverlauf in den kommenden sechs Monaten erneut abgenommen. Dieser Teilindikator ermäßigte sich um 2,0 auf 101,6 Punkte.Die Erwartung vieler Volkswirte, dass die Europäische Zentralbank bereits auf ihrer nächsten Ratssitzung am 2. Mai den ohnehin schon rekordtiefen Leitzins von 0,75% senken werde, fand mit den Ifo-Daten noch mehr Nahrung. Manche Analysten sehen die Annahme, der von einigen zunächst bereits für das vergangene Quartal erwartete Aufschwung werde sich jedenfalls im zweiten Vierteljahr zeigen, nun auch schon wieder gefährdet.Das Ifo-Institut hingegen rechnet trotz der eingetrübten Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft kurzfristig mit einer Wiederbelebung. “Wir gehen davon aus, dass die Konjunktur im Frühjahr an Fahrt gewinnt”, sagte Ifo-Ökonom Klaus Wohlrabe am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Im ersten Quartal 2013 sei das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 0,2% gewachsen. Von April bis Juni dürfte die Zahl noch größer ausfallen.Das Ifo-Institut begründet seinen Optimismus vor allem mit der robusten Auslandsnachfrage nach deutschen Produkten und vollen Auftragsbüchern in der Bauwirtschaft. Denn einen kleinen Lichtblick gab es in der April-Umfrage für die stark exportorientierte deutsche Industrie. Ihre Erwartungen an die Entwicklung der Ausfuhren sind nach dem Rückgang im Vormonat wieder gestiegen. Insgesamt ist der Geschäftsklimaindex im verarbeitenden Gewerbe aber “deutlich gefallen”, wie die Münchener Konjunkturforscher mitteilten. Die Firmen waren erneut weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage, und auch der Ausblick auf den Geschäftsverlauf in den nächsten sechs Monaten hat sich weiter eingetrübt. Die Kapazitätsauslastung, die bereits knapp unter normal lag, ist minimal gesunken. Sieht man sich die Salden aus den positiven und negativen Lageurteilen bzw. Erwartungen an, zeigt sich eine deutliche Bewegung der Stimmung in der Industrie in Richtung Rezession (siehe Grafik).Trotz der vom Ifo-Institut erwähnten guten Orderlage ist der Geschäftsklimaindex im Baugewerbe, nach dem historischen Höchststand im März, im April aber gesunken. Die Geschäftslage wurde von den Baufirmen etwas weniger positiv beurteilt. Zudem haben sie die Erwartungen an den weiteren Geschäftsverlauf etwas zurückgenommen.Im Großhandel hat sich dem Ifo-Institut zufolge die starke Abwärtsbewegung des Vormonats im April fortgesetzt. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen wurden von den befragten Unternehmen deutlich pessimistischer beurteilt. Im Einzelhandel hat der Geschäftsklimaindex hingegen nur leicht nachgegeben. Die Einzelhändler waren mit ihrer aktuellen Geschäftslage erneut etwas zufriedener als zuvor. Jedoch hat die Skepsis mit Blick auf die weitere Entwicklung wieder zugenommen.Für viele Bankenvolkswirte kam die Größe des Rückschlages beim Ifo-Index trotz der schwachen Vorgaben vom Einkaufsmanagerindex und von den ZEW-Konjunkturerwartungen doch etwas überraschend und wurde weitgehend als Warnsignal verstanden. Dass die Euphorie vom Jahresanfang verflogen ist, führt die DekaBank in erster Linie auf die Entwicklung in Europa zurück: etwa die politische Lähmung Italiens und die “verkorkste ZypernRettung”.