Sentix-Konjunkturerwartungen

Deutschland gibt den Stimmungskiller

Börsianer sehen Deutschland in die Rolle des kranken Mannes Europas rutschen. Die Sentix-Konjunkturerwartungen zeigen, dass das den Blick auf die gesamte Region belastet. Als Lichtblicke gelten im August die USA und die Region Asien ex Japan.

Deutschland gibt den Stimmungskiller

Deutschland gibt den Stimmungskiller

Entwicklung zum “kranken Mann Europas” – Sentix-Konjunkturerwartungen steigen leicht

ba Frankfurt

Börsianer sehen Deutschland in die Rolle des kranken Mannes Europas rutschen. Dies belastet im August die gesamte Region, wie die monatliche Umfrage des Analysehauses Sentix unter 1.202 Investoren und institutionellen Anlegern ergab. Doch obwohl die Sentix-Konjunkturerwartungen für die größte Euro-Volkswirtschaft den vierten Rückgang in Folge – um 2,3 auf −30,7 und damit den niedrigsten Stand seit Oktober 2020 – verzeichneten, endete der Absturz des Indikators für den Euroraum. Nach drei Rücksetzern in Folge kletterte das Barometer um 3,6 auf −18,9 Zähler.

Dass das Thema Inflation etwas an Brisanz verloren habe, mildere auch den Handlungsdruck bei den Notenbanken etwas ab. Entwarnung wollte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy aber nicht geben: “Die Anleger sind damit keinesfalls positiv für die Wirtschaftsentwicklung gestimmt, die erwartete Geschwindigkeit der Verschlechterung lässt nur nach.” Lichtblicke kämen aus den USA sowie aus Asien ex Japan.

Für Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, trennen Deutschland und die USA mittlerweile Welten: “Es ist die x-te Umfrage, in der Deutschland schlecht davonkommt.” Der Sentix wische vor allem Rezessionsängste für die USA beiseite. Der Indikator kletterte um 8,8 auf 5,1 Punkte. Das ist der höchste Wert seit April 2022. Ein Ausrufezeichen setzte laut Sentix dabei die Teilkomponente der aktuellen Lage, die sprunghaft anstieg. Die insgesamt gute Einschätzung der US-Wirtschaft führt Sentix auf den Arbeitsmarkt zurück, der sämtlichen nationalen und internationalen Belastungsfaktoren trotze, sowie auf die US-Notenbank, “die in der US-Regionalbanken-Krise beherzt intervenierte und Liquidität bereitstellte, gleichzeitig jedoch das Zinsniveau weiter nach oben schleuste”, wie Hussy erklärte.

Stagnation wahrscheinlich

In Asien ex Japan, das von China dominiert wird, kletterte das Konjunkturbarometer um 7,5 auf 7,7 Punkte. Als “besonders verheißungsvoll” zeigte sich laut Hussy der Anstieg der Erwartungskomponente: “Ein Anstieg von satten 11 auf 8,0 Punkte bringt den Teilindex deutlich ins Plus und stoppt auch hier den Abwärtssog.” Die Anleger würden auf einen frischen Impuls der chinesischen Notenbank setzen. Insgesamt ergebe sich aus den Zuwächsen der Konjunkturerwartungen für die USA und die Region Asien ex Japan sowie den negativen Vorgaben über Euroland ein Stagnationsszenario der Weltwirtschaft: Das globale Aggregat steigt um 6,6 auf −1,0 Punkte. “Die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Weltwirtschaft lebt”, so auch Krüger.

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