BDI-Studie

Deutschland im internationalen Steuervergleich nicht wettbewerbsfähig

Unternehmen zahlen in Deutschland deutlich höhere Steuern als in anderen wichtigen Industriestaaten und auch als im Schnitt in der EU. Der Bundesverband der Deutschen Industrie fordert die Politik auf, daran endlich etwas zu ändern.

Deutschland im internationalen Steuervergleich nicht wettbewerbsfähig

Deutschlands unrühmliche Spitzenposition

BDI-Studie: Steuerbelastung im internationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig

ahe Berlin

Unternehmen zahlen in Deutschland ungleich höhere Steuern als in anderen wichtigen Industriestaaten und bei Handelspartnern. Laut einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) liegt die durchschnittliche Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften derzeit bei 29,9%. Diese setzt sich aus Körperschaft- und Gewerbesteuern sowie dem Solidaritätsbeitrag zusammen. Der EU-Schnitt liegt bei lediglich 21,1%, und auch auf OECD-Ebene ist die Belastung der Unternehmen der Studie zufolge mit durchschnittlich 23,6% weitaus geringer. "Deutschland kann im Wettbewerb der Steuersysteme nicht mithalten", monierte Tanja Gönner, die Hauptgeschäftsführerin des BDI.

Das gilt nach ihren Worten nach wie vor für die Höhe der Steuerbelastung, allerdings zusätzlich auch bei weiteren Standortfaktoren wie den Abschreibungsbedingungen, der steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung oder auch der Dauer von Betriebsprüfungen. Die Untersuchung habe zudem gezeigt, dass Deutschland nicht nur beim tariflichen, sondern auch beim effektiven Steuersatz zu den Hochsteuerländern zähle.

Der BDI sieht deshalb einen dringenden politischen Handlungsbedarf und forderte als Zielsetzung eine Senkung der Steuerbelastung auf maximal 25%. Dazu gehört nach Angaben des Verbandes unter anderem eine zügige Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes, das derzeit noch im Vermittlungsausschuss hängt. "Die krisengeplagten deutschen Unternehmen müssen mit der vorgesehenen Einführung der Investitionsprämie, einer Ausweitung der Forschungszulage und einer verbesserten Verlustverrechnung unterstützt werden", betonte hierzu die Hauptgeschäftsführerin. Die Modernisierung und Digitalisierung der Unternehmensteuern sei längst überfällig.

Nach Einschätzung des BDI sollte zudem die Gewerbesteuer reformiert und in die Einkommensteuer integriert werden. Angepasst werden solle auch der Nachversteuerungssatz bei der Thesaurierungsbegünstigung, also eine Entlastung von Personenunternehmen bei einbehaltenen Gewinnen.

Gönner warnte, dass die finanziellen Spielräume der öffentlichen Hand noch geringer würden, wenn die Politik nicht handele und die Wirtschaft in der Rezession verharre, die Arbeitslosigkeit anziehe sowie Investitionen abwanderten. "Angesichts der Haushaltslage müssen daher jetzt umgehend steuerliche Entlastungen für die Unternehmen erfolgen." Der Standort Deutschland brauche Rückenwind durch die Steuerpolitik, um die Unternehmen zu stärken.

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