Corona-Pandemie

Deutschland macht an Ostern dicht

Bund und Länder haben sich nach einer Marathonsitzung am frühen Dienstagmorgen auf eine Verlängerung des Corona-Lockdowns und einen fast völligen Stillstand des öffentlichen Lebens über Ostern verständigt. „Wir sind in einer sehr, sehr ernsten...

Deutschland macht an Ostern dicht

Bund und Länder haben sich nach einer Marathonsitzung am frühen Dienstagmorgen auf eine Verlängerung des Corona-Lockdowns und einen fast völligen Stillstand des öffentlichen Lebens über Ostern verständigt. „Wir sind in einer sehr, sehr ernsten Lage“, sagte Kanzlerin Angela Merkel nach Abschluss der Beratungen mit den 16 Ministerpräsidenten. Beschlossen wurden angesichts des raschen Anstiegs der Corona-Fallzahlen in Deutschland auch Zusatzmaßnahmen zu der „Notbremse“, die Landkreise einführen sollen, wenn die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz wieder über 100 steigt. Dann sollen dort Öffnungsschritte zurückgenommen werden.

In dem Beschluss heißt es warnend, dass die Zahl der Neuinfektionen ohne deutlich einschränkende Maßnahmen so schnell steigen werde, „dass bereits im April eine Überlastung des Gesundheitswesens wahrscheinlich ist.“ Vom 1. bis zum 5. April soll es nun eine „erweiterte Ruhezeit zu Ostern“ geben, in der etwa am Gründonnerstag auch die Lebensmittelgeschäfte schließen sollen. Das öffentliche Leben soll weitgehend ruhen, die Kontakte beschränkt werden. Nach Ostern könne man dann erneut über Lockerungen nachdenken, wenn die Zahl der Neuinfektionen dies erlaube, betonte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.

Besonders umstritten war in den Beratungen die Frage der Urlaubsreisen. Im Streit um Mallorca-Urlaube fordern Bund und Länder nun die Fluggesellschaften auf, künftig alle Urlaubsrückkehrer vor dem Rückflug testen. Insbesondere bei beliebten Urlaubszielen sei damit zu rechnen, dass Urlauber aus zahlreichen Ländern zusammentreffen und sich Covid-19 Varianten leicht verbreiten können, heißt es. Zudem soll das Infektionsschutzgesetz so geändert werden, dass eine generelle Testpflicht vor Abflug zur Einreisevoraussetzung bei Flügen nach Deutschland eingeführt wird. Merkel betonte, dass es wegen der geöffneten Hotels auf Mallorca schwierig sei, Reisen dorthin zu verbieten.

Die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen verzichteten nach langem Ringen auf den „kontaktarmen Urlaub“ im eigenen Bundesland schon an Ostern. Merkel und einige Ministerpräsidenten hatten dies in den Beratungen als falsches Signal kritisiert. Nun appellieren Bund und Länder, auf nicht zwingend notwendige Reisen „im Inland und auch ins Ausland“ zu verzichten – auch an den Ostertagen. Man sollte in diesem Jahr nicht reisen, fügte Merkel hinzu.

Bund und Länder fordern von den Unternehmen, dass sie Mitarbeiter in den Betrieben zweimal wöchentlich testen. Anfang April werde man sehen, wie viele Unternehmen die Selbstverpflichtung umgesetzt hätten. Auf dieser Grundlage werde die Bundesregierung dann entscheiden, „ob regulatorischer Handlungsbedarf in der Arbeitsschutzverordnung besteht“, wird in dem Beschluss gewarnt. Bund und Länder betonen im Entwurf, dass die Firmen auf jeden Fall einen größeren Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten sollten. Vor allem Berlins Regierender Bürgermeister Müller betonte, dass die Firmen in der Pflicht stünden, mehr zu tun.

Zugleich werden zusätzliche Unternehmenshilfen versprochen. „Für die Unternehmen, die im Rahmen der Corona-Pandemie besonders schwer und über eine sehr lange Zeit von Schließungen betroffen sind, wird die Bundesregierung ein ergänzendes Hilfsinstrument im Rahmen der europarechtlichen Vorgaben entwickeln“, heißt es im Beschluss.

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