Deutschland schwächelt bei Innovationen
Deutschland schwächelt bei Innovationen
Laut ING-Studie stagniert die größte Euro-Volkswirtschaft auf niedrigem Niveau
fed Frankfurt
Deutschland zählt nach Einschätzung der niederländischen Großbank ING zu den innovationsschwachen Staaten innerhalb des Euro-Währungsgebiets. In der jüngsten Auswertung des ING-Innovationsindexes rangiert die größte Volkswirtschaft der Eurozone erneut nur auf Platz 16 von 20 – genauso wie zwölf Monate zuvor. Im Jahr 2020 erreichte Deutschland mit Platz 8 immerhin noch einen Platz im vorderen Mittelfeld.
Ganz vorn in dem Euro-Vergleich liegen kleinere Euro-Staaten: Luxemburg, Irland, Estland, Malta und Finnland, gefolgt von den Niederlanden, Slowenien und Belgien. Frankreich schafft es immerhin auf Rang 9, Spanien auf Platz 12, während Italien das Schlusslicht in Euroland bildet.
Der Index der ING basiert auf acht Indikatoren, die zu einem Index verrechnet werden. Dazu zählen Kennziffern wie Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner, Internetanschlüsse und die Zahl von Start-ups sowie der Anteil der Beschäftigten in Hochtechnologie und wissensintensiven Berufen oder die Zahl der 20 bis 50 Jahre alten Bürger im Vergleich zu den über 50-Jährigen. Ebenfalls Berücksichtigung finden der Anteil der Beschäftigten mit einem höheren Bildungsabschluss im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Arbeitnehmer sowie das Verhältnis von gewerblichen Existenzgründungen zu den gleichzeitigen gewerblichen Liquidationen. Schließlich wird unter dem Stichwort Flexibilität auch der Anteil der Selbständigen an den Erwerbstätigen erhoben und verglichen. Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass eine höhere Rate an Selbständigen den Wissenstransfer zwischen Unternehmen erhöhen kann.
Relativ wenig junge Menschen
Mit Blick auf das mäßige Abschneiden Deutschlands verweist Chefvolkswirt Carsten Brzeski darauf, dass in keinem anderen Land des Euro-Währungsraums weniger junge Menschen leben als hierzulande. Auch gebe es in allen anderen Nachbarstaaten, außer in Belgien, einen höheren Anteil an Haushalten, die über einen Glasfaseranschluss bis ins Haus verfügten. Auf jedes Unternehmen, das seine Türen schließe, kommen dem Bericht zufolge zwischen Kiel und Garmisch lediglich 0,7 Neugründungen. „Eine in vielen Patentanmeldungen resultierende hohe Forschungsaktivität, die Stärken Deutschlands im Vergleich mit anderen Eurozone-Staaten, genügt nicht, um die strukturellen Schwachstellen zu kaschieren“, resümieren Brzeski und seine Kollegen.