Deutschland steuert auf Rezession zu

Ifo-Index sinkt auf den tiefsten Stand seit November 2012 - Schwäche greift auch auf den Dienstleistungssektor über

Deutschland steuert auf Rezession zu

Deutschlands Wirtschaft kommt nicht in Tritt. Der Ifo-Index fällt im August auf den tiefsten Stand seit November 2012. Schlimmer noch: Die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe greift auf den bis dato robusten Dienstleistungssektor über. Die Zeichen für eine Rezession mehren sich zunehmend.arp Frankfurt – Deutschlands Unternehmenslenker werden immer pessimistischer, was die konjunkturelle Entwicklung in der größten Volkswirtschaft der Eurozone angeht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, der auf einer Umfrage unter rund 9 000 Managern in den wichtigsten Sektoren beruht, markierte im August den niedrigsten Stand seit November 2012. “Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichten sich”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.Nach der jüngsten Umfrage ist der Ifo-Geschäftsklimaindex auf 94,3 Punkte gefallen. Der saisonbereinigt korrigierte Wert im Vormonat Juli betrug noch 95,8 Zähler. Zwar hatten Volkswirte mit einem weiteren Rückgang des viel beachteten Indikators gerechnet, jedoch einen August-Wert von 95,1 Punkten vorhergesagt. Bei der Lage rutschte der Index auf 97,3 (Juli: 99,6) Punkte. Bei den Erwartungen verschlechterte er sich auf 91,3 (Juli: 92,1) Zähler.Im verarbeitenden Gewerbe, das schon seit längerem schwächelt, sei der Rückgang des Geschäftsklimaindikators nicht aufzuhalten, so das Ifo-Institut. Der Index fiel auf -6,1 nach -4,3 Punkten. Sowohl die Zufriedenheit mit der aktuellen Lage wie auch die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten erreichten neue Mehrjahrestiefststände. “Ein ähnlicher Pessimismus unter den Industriefirmen war zuletzt im Krisenjahr 2009 zu beobachten”, unterstrich Fuest. Und bei Lichtblicken herrsche Fehlanzeige.Besorgniserregender ist freilich die Verschlechterung im Dienstleistungssektor, der sich zumindest bislang als recht robust erwiesen hatte. Hier sank der Index um fünf Zähler auf jetzt 13,0 Punkte, was sowohl einer negativeren Lageeinschätzung wie auch zunehmender Skepsis für die nahe Zukunft geschuldet ist, so das Institut.Positiver ist die Situation im Bauhauptgewerbe: Zwar sank hier der Index auch auf 21,4 (Juli: 23,1) Zähler, ob einer geringeren Zufriedenheit mit der aktuellen Lage. Immerhin erwarten die Manager im Bauhauptgewerbe keine größere Veränderung der nach wie vor guten Geschäftslage. Globale Ursachen”Die flaue Weltkonjunktur, der drohende Chaos-Brexit (. . .) und der eskalierende Handelskonflikt der USA mit China sind insbesondere für das industrielle Herz der deutschen Wirtschaft eine heftige Belastung”, kommentierte KfW-Ökonom Klaus Borger den aktuellen Indikator. Obwohl Deutschland bisher von wesentlichen Sonderzöllen verschont worden sei, ist die deutsche Industrie aufgrund ihrer engen Handelsbeziehungen zu beiden Ländern indirekt stark betroffen, so Borger.Dem stimmt im Kern auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank Group, zu, sieht aber noch einen anderen “beträchtlich” wiegenden Aspekt: die Umstellung vom Verbrennungsmotor auf den Elektromotor, die für die deutsche Automobilindustrie eine tiefgreifende Zäsur bedeute. Die aktuelle Schwäche hatte vor rund einem Jahr mit der Umstellung auf neue Abgasprüfverfahren begonnen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer beunruhigt derweil das schlechte Geschäftsklima in der Dienstleistungsbranche. Dies deute darauf hin, “dass die bislang robuste Binnennachfrage an Schwung verliert.”Am heutigen Dienstag wird das Statistische Bundesamt Destatis detailliert über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zurückliegenden Quartal berichten, nachdem die Schnellschätzung ein BIP-Minus von 0,1% ergeben hatte. Am Donnerstag wird dann der Arbeitsmarktbericht zeigen, inwieweit sich der Abschwung tatsächlich auf die Beschäftigung hierzulande ausgewirkt hat und den Binnenkonsum zu beeinträchtigen droht. – Wertberichtigt Seite 6