Deutschland will bessere Beziehungen zu Asien
mf/sp Tokio/Berlin – Geht es nach den Vorstellungen von Bundesminister Peter Altmaier (CDU) und Siemens-Chef Joe Kaeser, muss sich die deutsche Wirtschaft in ihren von China dominierten Beziehungen nach Asien breiter aufstellen. “Wir wollen natürlich unsere Lieferketten diversifizieren”, sagte Altmaier vor dem Start der 17. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) der deutschen Wirtschaft. Kaeser, der im Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft den Vorsitz innehat, nannte vor allem Vietnam und Indonesien als Alternativen für Investitionen.Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kam in ihrer Videobotschaft auf die dominante Stellung Chinas in den Außenhandelsbeziehungen zu sprechen: Drei Viertel der deutschen Exporte nach Asien gingen nach Ostasien und die Hälfte allein nach China, sagte sie. “Angesichts dessen bieten sich noch viele Möglichkeiten der Diversifizierung und Erschließung weiterer Märkte in der gesamten Asien-Pazifik-Region”, ermunterte Merkel die Teilnehmer der Konferenz, die eigentlich in Tokio hätte stattfinden sollen, wegen der Corona-Pandemie aber in den virtuellen Raum verlagert wurde.Wichtig in den Wirtschaftsbeziehungen seien die Gleichbehandlung der Unternehmen, Transparenz, Rechtssicherheit und der Schutz geistigen Eigentums, betonte Merkel. In allen vier Bereichen klagen deutsche und andere westliche Unternehmen über Probleme in China, weshalb die Europäische Union mit Peking seit Jahren über ein Investitionsabkommen verhandelt, das in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Bis es so weit ist, müssen in den Verhandlungen allerdings noch “große Brocken” aus dem Weg geräumt werden, wie Altmaier am Rande der APK erklärte.Angesichts der jüngsten Konjunkturdaten aus China warnte der Bundeswirtschaftsminister, dass die Volksrepublik besser als ihre internationalen Wettbewerber aus der Coronakrise komme. Aber auch andere asiatische Länder wie Singapur oder Südkorea seien sehr gut mit der Corona-Pandemie umgegangen. Das könne auch die deutsche Wirtschaft nutzen. Kaeser betonte, dass die rasche Erholung Chinas mit der Größe des chinesischen Marktes, aber auch mit dem rigorosen Handeln der chinesischen Regierung zu tun habe.Das Eintreten für westliche Werte sei umso wichtiger, “weil wir sehen, dass das chinesische System, was die Krisenbekämpfung angeht, westlichen Systemen überlegen war”. Die demokratischen Gesellschaften müssten den Nachweis erbringen, dass sie ebenfalls gut mit der Coronakrise fertig würden, mahnte auch Altmaier. Kaeser forderte eine energischere EU-Außenhandelspolitik, weil weder die USA noch China am europäischen Markt vorbeikämen. Um ihren Einfluss geltend zu machen, müsse die EU aber ihre Kräfte bündeln.Die drei Vertreter des Gastlandes Japan betonten unterschiedliche Aspekte der Kooperation mit Deutschland. Hiroshi Kajiyama, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, hob hervor, dass die Corona-Pandemie die Verwundbarkeit der Lieferketten aufgezeigt habe. Die Produktion sei in einem einzelnen Land konzentriert gewesen, sagte Kajiyama, ohne den Namen China zu erwähnen. Er verwies auf eine Initiative Japans und der Asean-Länder, die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen. Wieder blieb ungesagt, was er meinte, nämlich Fabriken aus China in andere asiatische Länder zu verlagern. Japanische Unternehmen erhalten dafür hohe Subventionen von ihrer Regierung.Der Vizepräsident der größten Wirtschaftslobby Keidanren, Nobuhiro Endo, unterstrich die Notwendigkeit für den Austausch von Daten über Grenzen hinweg und plädierte für mehr gegenseitiges Vertrauen statt eines scharfen Datenschutzes. Als Beispiel nannte er medizinische Daten für die Entwicklung eines Anti-Corona-Impfstoffes. Der Chairman von Mitsubishi Electric, Masaki Sakuyama, verwies auf Japans Kooperation mit Deutschland bei der Automatisierung der Produktion sowie auf die eigene Plattform für Edge Computing mit Schaeffler und SAP als Partnern.