Deutschland zieht Eurozone aus der Rezession

Wirtschaft wächst um 0,3 Prozent - Frankreich gelingt Überraschung

Deutschland zieht Eurozone aus der Rezession

ms/gbe/wf Frankfurt/Berlin – Die Eurozone hat im Frühjahr vor allem dank eines kräftigen Wachstums in Deutschland die längste Rezession ihrer Geschichte überwunden. Zwischen April und Juni nahm die Wirtschaftsleistung gegenüber der Vorperiode um 0,3 % zu, wie Eurostat gestern in einer Schnellschätzung mitteilte. Das Plus war damit sogar etwas größer als von Volkswirten zuletzt erwartet. In Deutschland lag es gar bei 0,7 % und damit auch leicht über den Erwartungen. Als zweiter Hauptwachstumstreiber entpuppte sich Frankreich, das überraschend um 0,5 % zulegte. Dax tritt auf der StelleDie Investoren reagierten trotz der guten Daten verhalten. Dazu trug bei, dass das sich abzeichnende Ende der Rezession bereits in den vergangenen Tagen zu Gewinnen an den Börsen geführt hatte. Der Dax trat auf der Stelle. Der Euro Stoxx kletterte aber am Nachmittag zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 2 856 Punkten. Die guten Daten schürten indes Hoffnungen für die zweite Jahreshälfte. “Dies macht Hoffnung, dass sich die Erholung der Konjunktur im Trend im zweiten Halbjahr fortsetzen und 2014 beschleunigen könnte”, sagte Michael Harms, Chefanlagestratege der Bethmann Bank.Die Eurozone war zuletzt sechs Quartale infolge geschrumpft. Die Krise hat die Arbeitslosigkeit auf ein Rekordhoch klettern lassen und zu teils erheblichen sozialen Spannungen und politischen Turbulenzen speziell in den Krisenländern geführt, aber auch für Streit zwischen den Euro-Ländern gesorgt über den richtigen Ausweg aus der Krise.Nun hat die Eurozone die Rezession früher als noch vor wenigen Monaten von den meisten Auguren erwartet hinter sich gelassen. Im ersten Quartal 2013 war die Euro-Wirtschaft um 0,3 % geschrumpft. Politiker und Ökonomen reagierten positiv, viele warnten aber vor zu viel Euphorie: “Es ist noch zu früh, die Euro-Krise für beendet zu erklären”, sagte etwa EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn. Im zweiten Halbjahr sei nur eine gedämpfte Erholung zu erwarten.Vor allem Deutschland und Frankreich zogen die Eurozone aus der Rezession. Sie erwirtschaften zusammen fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung. Das stärkste Plus im zweiten Quartal verzeichnete aber ausgerechnet das Krisenland Portugal mit 1,1 %. Italien und Spanien verringerten zumindest den Rückgang der Wirtschaftsleistung. Insgesamt verminderte sich so das – aber nach wie vor bestehende – “Nord-Süd-Gefälle”, wie Ann-Katrin Petersen, Volkswirtin der Allianz, sagte.In Deutschland lag das Wachstum bei starken 0,7 %, wie Destatis mitteilte. Volkswirte äußerten aber sehr unterschiedliche Ansichten zu den weiteren Aussichten. Positiv stimmt indes, dass die Wirtschaft offenbar die Wende bei den Investitionen geschafft hat. Eine amtliche Statistikerin sagte der Nachrichtenagentur Reuters: “Alle Investitionen sind hochgegangen.” Zuvor war der Eindruck entstanden, nur die Bauinvestitionen hätten nach dem langen Winter angezogen.Die deutsche Industrie dringt derweil auf eine Investitionsoffensive des Staates, um das strukturelle Wachstum anzukurbeln. “Wir haben eine sehr erfolgreiche Schuldenbremse und sollten nun einen Investitionsturbo danebenlegen”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Markus Kerber, in Berlin.Die Teilnehmer am Devisenmarkt zeigten sich unbeeindruckt von den Konjunkturzahlen, der Euro notierte leichter. Bundesanleihen machte die Aussicht auf eine wirtschaftliche Belebung zu schaffen. Sie sind vor allem in konjunkturell unsicheren Zeiten gefragt. Nimmt die Zuversicht zu, ziehen Anleger in der Regel risikoreichere Papiere vor – wovon derzeit die Kurse der Anleihen der Euro-Peripherieländer profitieren.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 7- Berichte Seite 17