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Die Alex-Salmond-Show läuft auf dem falschen Sender

hip - Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat kein Interesse daran, die britische Entscheidung für den EU-Austritt zum Ergebnis einer russischen Verschwörung zu erklären. Ihr Vorgänger Alex Salmond hat seit drei Jahren seine eigene...

Die Alex-Salmond-Show läuft auf dem falschen Sender

hip – Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat kein Interesse daran, die britische Entscheidung für den EU-Austritt zum Ergebnis einer russischen Verschwörung zu erklären. Ihr Vorgänger Alex Salmond hat seit drei Jahren seine eigene Talkshow auf dem Kreml-nahen Fernsehkanal RT (zuvor Russia Today). Salmond, der sich für redaktionell völlig unabhängig hält, hatte die Partei in Schottland von der Oppositionsbank an die Macht geführt und war die treibende Kraft hinter der Kampagne für die Abspaltung des Landes vom Vereinigten Königreich. Der Absolvent der University of St. Andrews steht für die radikalen Nationalisten in der Partei. Unterstützt wird er bei seiner Show von Tasmina Ahmed-Sheikh, einer ehemaligen Unterhausabgeordneten der Scottish National Party (SNP). Bei solcher Nähe zu Moskau hält man sich mit Vorwürfen gegen den politischen Gegner lieber zurück.Doch offenbar hat Sturgeon Stewart Hosie nicht gebrieft, der für die SNP im Geheimdienstausschuss des Unterhauses sitzt. Als das Gremium mit neunmonatiger Verzögerung seinen Bericht über russische Versuche der Einflussnahme auf die britische Politik vorlegte, behauptete er: “Der Bericht enthüllt, dass niemand in der Regierung wusste, ob Russland das Referendum gestört oder zu beeinflussen versucht hat, weil es keiner wissen wollte.” Seine großzügige Interpretation des Dokuments wurde von vielen Medien gerne aufgenommen. “Die britische Regierung hat es aktiv vermieden, nach Belegen dafür zu suchen, dass sich Russland einmischt”, sagte Hosie. Dabei dürfte es sich um seine eigenen Schlussfolgerungen handeln. Wie viele Brexit-Gegner nahm auch Guy Verhofstadt, der “Brexit-Koordinator” des EU-Parlaments, die Vorlage dankend an. “Der Brexit war immer ein Geschenk für Putin, weil er die EU schwächt und Britannien isoliert und geteilt zurücklässt”, twitterte er. Der Bericht zeige, wie viele offene Fragen es dazu noch gebe. Doch eine Frage ist geklärt: Es gibt “glaubwürdige” Belege dafür, dass Russland versucht hat, das schottische Unabhängigkeitsreferendum 2014 zu beeinflussen. Hosie wurde auf der Pressekonferenz gefragt, ob Salmond nicht de facto ein Agent Russlands sei. Der Bericht befasse sich nicht mit individuellen Programmmachern, Kommentatoren oder Ansagern, antwortete er ausweichend.