EUROPEAN BANKING CONGRESS

Die Commerzbank will beim Umbau Tempo machen

Vorstandsvorsitzender Zielke: Wir müssen akzeptieren, dass das Bankgeschäft anders geworden ist

Die Commerzbank will beim Umbau Tempo machen

bn Frankfurt – Die Commerzbank drückt bei ihrem Umbau aufs Tempo. “Ich glaube, es wird gewaltige Veränderungen im europäischen Bankensektor geben”, erklärte Martin Zielke, der Vorstandsvorsitzende des Instituts, am Freitag auf dem European Banking Congress in Frankfurt. “Wir müssen akzeptieren, dass das Bankgeschäft anders geworden ist als vor 50 Jahren.” Banken müssten daher ihr Geschäftsmodell überdenken.Für Zielke geht es dabei nicht nur darum, ein anderes Geschäftsmodell zu finden, sondern vor allem darum, den entsprechenden Übergang zu meistern. Banken müssten digitaler werden und den Weg zum Kunden verkürzen, erklärte er. Auch müssten sie die Entwicklung neuer Produkte beschleunigen. Wer sich schnell an die momentanen Veränderungen im Markt anpasst, wird Zielke zufolge erfolgreich sein, andere Banken hingegen nicht.Seinen Angaben nach müssen sich Banken auf ihre Stärken besinnen und ihre Komplexität reduzieren. Deren Kosten können sich die Institute in Zeiten der Ertragsschwäche nicht mehr leisten, wie er deutlich machte.Ende September hatte das Institut über eine Halbierung der Zahl ihrer operativen Sparten auf zwei informiert. Im Zuge des Umbaus streicht der Konzern bis 2020 rund 9 600 oder jede fünfte Vollzeitstelle. In der neuen Aufteilung betreibt die Bank nurmehr eine Sparte “Privat- und Unternehmerkunden” fürs Massengeschäft und kleine Firmen sowie eine zweite Sparte “Firmenkunden” für größere Unternehmen. Diese Neusegmentierung entspricht den von Zielke definierten Stärken der Bank im Retail und Corporate Banking. Bank automatisiert AbläufeInzwischen hat das Institut im Zuge seiner strategischen Neuausrichtung zudem die Zahl der Bereichsvorstände um drei auf 41 reduziert und außerdem mehrere Verantwortliche ausgetauscht.Mit der Betreuung der kleineren Firmenkunden hat sie dabei in Ulrich Coenen den Leiter des Bereichs Digital Transformation im Corporate Banking ihrer bisherigen Mittelstandsbank betraut. Coenen hatte vor seinem Wechsel zur Commerzbank unter anderem als Chief Innovation Officer der E-Plus-Gruppe gearbeitet. Er hat nun die Aufgabe, die Abläufe im Geschäft mit kleineren Firmenkunden verstärkt zu automatisieren.Durch die Fokussierung auf die Stärken der Bank hofft Zielke Anteile in einem zersplitterten Markt zu gewinnen. Dies sei gerade in Zeiten niedriger Zinsen wichtig, erklärte er.Fintechs betrachtet Zielke eigenen Angaben zufolge weniger als Bedrohung denn als Bereicherung. “Wir lernen eine Menge”, erklärte er und wies darauf hin, dass die Bank ihrerseits in Fintechs investiere. Die Stärke der Commerzbank sei deren Kundenbasis. Kombiniere man diese mit den Qualitäten der Fintechs, ergebe sich eine Win-win-Situation. Eine Frage des WievielZur Debatte um den Abschluss von Basel III und zu Forderungen nach höheren Eigenkapitalanforderungen an den Bankensektor erklärte Zielke, Eigenkapital sei für eine Bank zweifellos ein Asset. Die Frage sei allerdings, wie viel sie davon benötige. Darauf gebe es keine “wahre Antwort”. Mit jeder Erhöhung sei jedoch die Frage verbunden, ob dies ein Risiko für die Realwirtschaft berge, da die Erhöhung die Fähigkeit der Banken zur Finanzierung der Realwirtschaft einschränke.