Die Dorias verkaufen heute lieber Käse
Notiert in Mailand
Die Dorias verkaufen heute lieber Käse
Vittorio Doria Lamba exportiert Lebensmittel in die Welt
Von Gerhard Bläske
Mit seinem Sieg gegen Venedig in der Seeschlacht von Curzola vor Kroatien schrieb Admiral Lamba Doria 1298 Geschichte. Denn er festigte damit nicht nur die Macht Genuas. Er nahm auch Marco Polo gefangen und kerkerte ihn im Palazzo San Giorgio in Genua ein. Dort diktierte Marco Polo einem Mithäftling seinen berühmten China-Reisebericht. Aus einem anderen Familienzweig entstammt Andrea Doria. Der Seefahrer, Pirat und Gründer der Republik Genua war der Verbündete des Habsburger-Kaisers Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Denn dazu gehörten nicht nur Spanien, große Teile Italiens, Deutschland, die Schweiz, Österreich und die heutigen Benelux-Staaten, sondern auch weite Teile Südamerikas. In Deutschland ist Andrea Doria vor allem bekannt durch Friedrich Schillers „Verschwörung der Fieschi“, in der es um den (gescheiterten) Putsch der Familie Fieschi und ihrer Verbündeten gegen Andrea Doria geht.
Nicht nur die Genueser Banker, die die Südamerika-Expeditionen des spanischen Königshauses finanzierten, wurden unendlich reich. Auch Andrea Doria, der 1560 mit fast 94 Jahren starb, hinterließ gigantische Reichtümer.
Tempi passati! Vom einstigen Reichtum ist der Familie vergleichsweise wenig geblieben. Vittorio Doria Lamba ist ein direkter Abkömmling des Admirals Lamba Doria. Der Jurist wirkt bescheiden und zurückhaltend. Der frühere Kaffeehändler, der in Afrika, Paris, London, Monaco und New York gelebt hat, verkauft hochwertige italienische Lebensmittel nach Asien, Osteuropa und Südamerika. Insofern steht er in der Tradition der im 16. Jahrhundert reichsten Stadt der Welt, die Handelsniederlassungen im ganzen Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer hatte.
Es sind vor allem Milchprodukte wie Parmesan, Gorgonzola und Mozzarella, aber auch Pasta, Tomaten und Oliven, die seine Firma Alifood an Supermärkte, Importeure und Restaurantketten in weltweit 19 Länder verkauft. Das Know-how von Alifood liegt darin, den direkten Kontakt zwischen den 122 meist sehr kleinen Produzenten und den Kunden herzustellen. Alifood kümmert sich um Zollformalitäten, den Transport per Schiff oder Flugzeug, „eine strikte Qualitätskontrolle, die Sicherstellung der Nachverfolgbarkeit und dass die Ware in unveränderter Qualität beim Kunden ankommt“, sagt Lamba Doria.
Alifood ist Teil des "Made in Italy" im Lebensmittelsektor. Das Belpaese hat 2023 Lebensmittel im Wert von 64 Mrd. Euro (+6%) exportiert. Alifood ist da mit einem Umsatz von 7 Mill. Euro nur ein winziges Rädchen.
„Jedes Land hat eigene Regeln und Vorschriften, die wir berücksichtigen müssen", sagt Lamba Doria. In Japan dürfen in der grünen Pesto-Soße aus hygienischen Gründen keine Pinienkerne enthalten sein. Andere Länder wollen keinen Knoblauch. „Anpassungen an Kundenwünsche sind kein Problem“, so Lamba Doria. Es dürfe aber nie so weit gehen, dass man das ursprüngliche Produkt nicht wiedererkenne.