EURO-GELDPOLITIK IM FOKUS

Die EZB und die Tücken der Kommunikation

Von Mark Schrörs, Frankfurt Börsen-Zeitung, 6.3.2018 Die Kommunikation der Zentralbanken ist seit jeher von zentraler Bedeutung. Aber heutzutage ist sie mehr denn je selbst ein geldpolitisches Instrument, weil sie die Erwartungen an die Geldpolitik...

Die EZB und die Tücken der Kommunikation

Von Mark Schrörs, FrankfurtDie Kommunikation der Zentralbanken ist seit jeher von zentraler Bedeutung. Aber heutzutage ist sie mehr denn je selbst ein geldpolitisches Instrument, weil sie die Erwartungen an die Geldpolitik stark (mit-)bestimmt. Das gilt auch für die Europäische Zentralbank (EZB), in der aktuell hart um Änderungen an der Kommunikation gerungen wird – als Vorstufe für Änderungen der Geldpolitik und insbesondere ein Ende der Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE).Easing bias: Im unmittelbaren Fokus steht aktuell das einseitige Versprechen des EZB-Rats, die Käufe im Notfall “im Hinblick auf Umfang und/oder Dauer auszuweiten” – der “Easing bias”. Im Dezember 2016 hatte der Rat dieses Versprechen eingeführt, als er eine Reduzierung der QE-Käufe von monatlich 80 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro ab März 2017 beschloss. Das sollte eine Art Rückversicherung sein. Mit den positiven Überraschungen aus der Euro-Wirtschaft halten vor allem die Hardliner im Rat dieses asymmetrische Versprechen aber für überholt. Bei der Januar-Sitzung wurde laut Protokoll bereits diskutiert, diesen Passus zu streichen. In Notenbankkreisen argumentieren einige, dass die Märkte insbesondere an eine QE-Aufstockung sowieso nicht mehr glaubten. Deshalb werde ein Wegfall auch keine große Marktreaktion hervorrufen. Andere sind allerdings besorgter und warnen vor voreiligen Schritten. Forward Guidance zu QE: Ein weiterer zentraler Punkt ist die direkte Verknüpfung zwischen den QE-Nettokäufen und dem Erreichen des Inflationsziels. Die Nettokäufe sollten “in jedem Fall so lange (erfolgen), bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel im Einklang steht”, heißt es im Statement des EZB-Rats. Die Hardliner stoßen sich schon lange an diesem Ausblick (“Forward Guidance”) zu QE und drängen darauf, stärker die ganze Palette der Instrumente zu betonen – inklusive der Reinvestitionen und des Leitzinsausblicks. Tatsächlich hat der EZB-Rat im Oktober einen Passus in seine Erklärung aufgenommen, die auch die anderen Instrumente hervorhebt. Führende Euro-Hüter inklusive EZB-Präsident Mario Draghi haben zuletzt zudem betont, dass die Bedeutung der QE-Nettokäufe relativ zu anderen Instrumenten wie dem Zinsausblick zurückgehe. Eine Rolle spielt dabei aber sicher auch, dass das Eurosystem bei QE zunehmend an selbst gesetzte Grenzen stößt – und aktuell kaum ein Notenbanker an diesen rütteln will.QE-Enddatum: Bei der abermaligen QE-Verlängerung im Oktober 2017, nämlich bis mindestens Ende September 2018, hatte der EZB-Rat explizit kein Enddatum gesetzt. Nicht zuletzt deshalb hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann dagegen gestimmt. EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré, einer der Architekten von QE, hält inzwischen ein QE-Ende für möglich, ohne große Marktverwerfungen auszulösen. Aktuell scheint es wahrscheinlich, dass der EZB-Rat nach September keine großen Volumina mehr erwirbt und die Käufe allenfalls bis Jahresende auslaufen lässt (“Tapering”). In Notenbankkreisen scheinen viele ein solches Szenario zu teilen. Ein entsprechendes Signal dürfte aber eher im Sommer anstehen.Forward Guidance zum Zins: Mit dem sich abzeichnenden Ende der QE-Nettokäufe muss der EZB-Rat auch seine Forward Guidance zu den Leitzinsen neu definieren. Aktuell verspricht er, dass diese “für längere Zeit und weit über den Zeithorizont unseres Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden”. Weidmann hatte die Formulierung “weit” zuletzt als recht vage bezeichnet und erklärt, das könne präzisiert werden. Der EZB-Rat könnte einen konkreten Zeitrahmen angeben oder signalisieren oder er könnte Zinserhöhungen an das Erreichen bestimmter Parameter knüpfen. Zentralbanken wie die Fed oder die Bank of England haben verschiedene Modelle ausprobiert – mit gemischten Erfolgen. Einige Euro-Notenbanker warnen aber auch davor, sich allzu stark die Hände zu binden.