Angesichts der chronischen Wachstumsschwäche in Europa und der hartnäckig niedrigen Inflation bedient sich die Europäische Zentralbank nicht mehr nur der klassischen geldpolitischen Mittel wie dem Leitzins. Die EZB greift seit Jahren auch auf unkonventionelle Instrumente zurück, die allesamt die Wirtschaft über eine verstärkte Kreditvergabe in Schwung bringen sollen. Gestern legte sie erneut nach:Leitzins: Der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld steht jetzt bei 0 %. Seit September 2014 hatte er bei 0,05 % gelegen.Negativer Einlagensatz: Die EZB hat zudem den Einlagenzins um 0,1 Prozentpunkte auf – 0,4 % gesenkt. Banken bezahlen also Strafzinsen, wenn sie über Nacht überschüssige Liquidität bei der EZB parken. Die Währungshüter wollen auf diese Weise Institute dazu bewegen, Gelder in Form von Darlehen an Firmen und Haushalte zu vergeben. Die EZB senkte den Einlagensatz erstmals im Juni 2014 unter die Nulllinie.Anleihenkäufe: Die EZB hat das monatliche Volumen ihrer Anleihenkäufe auf 80 Mrd. Euro erhöht. Von April an werden Bonds für 20 Mrd. Euro mehr pro Monat erworben als bisher. Dabei sollen auch Firmenanleihen aus der Eurozone mit Investment Grade ins Portfolio genommen werden. Das Quantitative Easing (QE) wurde im März 2015 gestartet. Die EZB will erreichen, dass die Renditen für Anleihen der Euro-Länder fallen. Bonds sollen so für Banken als Investment weniger attraktiv, die Kreditvergabe wieder interessanter werden.Langfristige Refinanzierungsgeschäfte: Die EZB legt von Juni an eine neue Serie von langfristigen Geldspritzen auf: TLTRO II. Sie hatte im Juni 2014 beschlossen, bis Mitte 2016 Banken acht solcher Kreditlinien zur Verfügung zu stellen. Nun kommen vier ähnliche Langfrist-Kreditlinien mit je vierjähriger Laufzeit hinzu.