SORGE VOR WÄHRUNGSKRIEG

Die nächste Franken-Schlacht kommt bald

Die Nationalbank wird wohl bei einem Euro-Kurs von 1,05 Franken wieder heftig intervenieren

Die nächste Franken-Schlacht kommt bald

dz Zürich – Mit welchem Wechselkurs kann die Schweizer Wirtschaft ihren Besitzstand wahren? Die Schweizerische Nationalbank (SNB) pflegt diese Frage nicht mit Worten, sondern vielmehr mit Taten zu beantworten.Seit der Euro-Kurs vor zehn Tagen erstmals nach zwei Jahren wieder unter die Marke von 1,10 Franken gefallen ist, scheint das Noteninstitut am Devisenmarkt tatsächlich wieder vermehrt als Käuferin von Euro und Dollar aufzutauchen. Ein Indiz für diese These ist der jüngste Anstieg der bei ihr liegenden Sichtguthaben inländischer Banken, deren Stand wöchentlich veröffentlicht wird.Von einer Schlacht gegen die Aufwertung des Franken kann deshalb aber noch keine Rede sein. Dafür ist die Zunahme der Sichtguthaben noch viel zu gering. Weil das Volumen im Devisenhandel während der aktuellen Ferienzeit deutlich dünner ist als sonst, kann die Nationalbank den Wechselkurs mit einem relativ geringen Mitteleinsatz in die gewünschte Richtung bewegen. 1,10 kampflos aufgegebenWo die Schweizer Währungshüter den Ernstfall beim Wechselkurs sehen, wird sich deshalb erst noch erweisen müssen. Dass es in den nächsten Wochen enger werden wird, ist seit der Leitzinssenkung der US-Notenbank vom 31. Juli sehr wahrscheinlich geworden. Die Credit Suisse geht davon aus, dass am 12. September auch die EZB den Einlagenzinssatz auf -0,5 % senken wird. Die UBS rechnet mit einer Senkung auf -0,6 %.Die erwartete Zinssenkung erhöht die relative Attraktivität von Franken-Anlagen, die derzeit mit einem Negativzins von -0,75 % belegt werden. Ohne Reaktion von Seiten der Nationalbank wäre deshalb mit einer weiteren Aufwertung des Franken zu rechnen. Bis vor wenigen Wochen waren die meisten Beobachter von einem kritischen Euro-Schwellenwert von 1,10 Franken ausgegangen. Diese Marke hat die SNB nun aber mehr oder weniger kampflos aufgegeben. Wo also beißt sie das nächste Mal richtig zu?Vieles deutet darauf hin, dass der nächste harte Interventionspunkt bei 1,05 Franken liegt. So sagt die UBS, die Schweizer Wirtschaft könne auch mit einem Euro-Franken-Kurs von 1,05 Franken leben. Der Arbeitsmarkt befinde sich im Vergleich mit 2015 in einer deutlich besseren Verfassung, weshalb die dämpfenden Effekte eines stärkeren Franken für den Tourismus, den Einzelhandel und bestimmte Teile der Exportindustrie durch die robuste Binnenwirtschaft aufgefangen werden könnten. Dementsprechend lautet die Sprachregelung bei der UBS seit neuestem: “Die Marke von 1,10 ist nicht sakrosankt, die SNB dürfte aber eine starke Franken-Aufwertung mit situativen Interventionen verhindern.”Die Ökonomen der Großbank gehen allerdings davon aus, dass die SNB ihren Interventionen auf dem Devisenmarkt noch in diesem Jahr auch eine weitere Leitzinssenkung auf -1 % folgen lassen wird, um die Zinsdifferenz zum Euro aufrechtzuerhalten. Spätestens anlässlich der nächsten ordentlichen SNB-Zinssitzung vom 19. September dürfte sich der Nebel lichten.Auf die Frage nach der Schmerzgrenze beim Euro-Kurs halten sich die Verbände mit konkreten Forderungen an die SNB auffallend stark zurück. Es scheint, also wolle die Schweiz auch ihre nächste Franken-Schlacht geeint schlagen.