NOTIERT IN BERLIN

Die Welt trifft sich in Deutschland

Humor gilt nicht gerade als eine hervorstechende Eigenschaft der Deutschen. Aber es gibt durchaus Hoffnung. Ausgerechnet das zu Nüchternheit verpflichtete Bundesfinanzministerium machte Deutschland zum Auftakt der G 20-Präsidentschaft alle Ehre....

Die Welt trifft sich in Deutschland

Humor gilt nicht gerade als eine hervorstechende Eigenschaft der Deutschen. Aber es gibt durchaus Hoffnung. Ausgerechnet das zu Nüchternheit verpflichtete Bundesfinanzministerium machte Deutschland zum Auftakt der G 20-Präsidentschaft alle Ehre. 2017 ist die Bundesregierung Gastgeber für den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer, aber auch zahlreicher Fachministertreffen. Der Imagefilm “Wir sind Deutschland” zum festlichen Auftakt im DZ Bank-Gebäude am Pariser Platz brachte heitere Noten in das strenge Selbstbild. “Wir sind stark, wir blicken in die Zukunft, wir bewahren unsere Traditionen”, so weit die Pflichtübung. Doch das sonst stolzgeschwellte “Made in Germany” kam mit einem anderen Spruch daher: “Wir prahlen gern.” Eine Liebeserklärung war auch dabei, wenn auch eine höchst unromantische: zur Ordnungspolitik. Und dass wir Deutschen keineswegs perfekt sind, ließ sich bestens mit Bildern untermauern: vom Flughafen BER, der vielleicht, vielleicht doch noch 2017 öffnet und dann den ein oder anderen Staatsgast in die Bundeshauptstadt befördern könnte. Die Krone setzte dem Ganzen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf, der ohnehin gern über sein Englisch witzelt. Dort grüßt er von der Leinwand mit unverhohlener badischer Klangfärbung die Gäste: “We are honored to host the G 20 in 2017” und blickt dabei so verschmitzt drein, als hätte er sich extra Mühe mit dem Akzent gegeben, um seine Provenienz durchblicken zu lassen. *Den Stabwechsel des G 20-Vorsitzes von China an Deutschland hat Schäuble zum Anlass genommen, auch den Vorgängern eine große Bühne zu bieten. Chinas Botschafter in Deutschland, Shi Mingde, sprach eingerahmt von Bundesfinanzminister Schäuble und Bundesbankpräsident Jens Weidmann – umrahmt von traditionellen und eigens komponierten chinesischen und deutschen Klängen. Gut, wenn man neue Freunde findet in einer Zeit der Machtverschiebung in der Welt und wankender alter Allianzen. In diesem Sommer waren Bundeskanzlerin Angela Merkel und eine Reihe von Kabinettskollegen zu deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Peking – es war schon die vierte Gesprächsrunde dieser Art. Die Finanzminister, die zusammen mit den Notenbankgouverneuren 1999 in Reaktion auf die Asienkrise das Format der G 7 auf G 20 erweiterten, sind heute nur noch ein Teil des Ganzen.Schwerpunkte der deutschen G 20-Präsidentschaft auf der Finanzschiene sind die Widerstandsfähigkeit der großen Volkswirtschaften, bessere Investitionsbedingungen für Afrika, Digitalisierung und Steuerpolitik. Parallel dazu fährt die Kanzlerin ein eigenes Programm. Das Top-Thema ist für Merkel die Stabilität der Weltwirtschaft. Offene Märkte sind dabei ein zentraler Punkt auf ihrer Agenda. Dazu gibt es dann noch schöne Bilder für die Medien. Im Sommer treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Welt in Hamburg.