Geldpolitik

Die Zentralbank der Zentralbanken warnt vor Entankerung der Inflation

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) geht von einem langwierigen Kampf gegen die weltweit hohe Inflation aus. Ökonomen sind dagegen optimistischer.

Die Zentralbank der Zentralbanken warnt vor Entankerung der Inflation

BIZ warnt vor Entankerung der Inflation

Ökonomen sehen dagegen baldiges Ende beim EZB-Zinszyklus

mpi Frankfurt

Der weitere Kurs der Notenbanken zur Senkung der hohen Inflation wird laut der Zentralbank der Zentralbanken (BIZ) schwieriger als bisher. Der niedrigere Preisdruck durch die sich entspannenden Lieferkettenprobleme sei inzwischen weitgehend in den weltweiten Inflationsraten berücksichtigt. Ebenso der sogenannte Basiseffekt bei den Energiepreisen, der dadurch entsteht, dass diese inzwischen mit Werten kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine verglichen werden, als die Energiekrise ihren Höhepunkt hatte. „Die Zinsen müssen womöglich stärker steigen als bisher gedacht und auch länger hoch bleiben als angenommen“, sagte BIZ-Chef Agustín Carstens in einer Rede am Montag.

Sorgen bereiten dem obersten Notenbanker Carstens die Inflationserwartungen. Diese seien dabei, sich zu entankern. Damit ist gemeint, dass Bevölkerung sowie Unternehmen nicht mehr davon ausgehen, dass die Inflation zeitnah auf das Teuerungsziel der nationalen Zentralbanken sinkt, das meistens bei etwa 2% liegt. „Der Geist ist aus der Flasche“, sagte Carstens. Gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass die Inflation lange hoch bleibt, passen sie ihre Ausgaben und Investitionen entsprechend an und geben Geld lieber kurz- als mittelfristig aus, was den Inflationsdruck erhöht. „Die Kosten zur Wiederherstellung der Preisstabilität steigen“, sagte Carstens.

Optimistischer zeigen sich von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Volkswirte. Sie rechnen damit, dass sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bald den Zinsgipfel erreicht haben werden. Die Befragten erwarten, dass die EZB noch zweimal die Leitzinsen um je 25 Basispunkte erhöht und die SNB sich sogar mit nur einer weiteren Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte begnügt. Der Einlagensatz der EZB läge dann bei 3,75%. Dieses Niveau hält die Notenbank der Umfrage zufolge dann konstant bis zum Anfang des kommenden Jahres.

Mehrere Euro-Notenbanker äußerten sich jedoch schon vor der Rede von BIZ-Chef Carstens pessimistischer zum erwarteten EZB-Zinsgipfel. „Es ist sicherlich viel zu früh, um die Zinsen nicht weiter anzuheben oder gar an eine Senkung zu denken“, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bereits am Freitag in einer Rede in Washington. Am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds äußerten sich mehrere EZB-Ratsmitglieder ähnlich wie ihr deutscher Kollege. Auch für Österreichs Notenbank-Präsident Robert Holzmann ist klar, dass es weitere spürbare Zinserhöhungen braucht, wie er im Interview der Börsen-Zeitung erklärte.