Dienstleister drücken Stimmung in Euroland

Service-Einkaufsmanagerindex fällt unter die Wachstumsschwelle - Deutschland sorgt für Tempo

Dienstleister drücken Stimmung in Euroland

ba Frankfurt – Die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone legt eine Verschnaufpause ein. Das signalisieren sowohl das Sentix-Konjunkturbarometer für Oktober als auch der finale Einkaufsmanagerindex (PMI Composite), der Dienstleister und Industrie zusammenfasst. Die Wahrscheinlichkeit einer neuerlichen Rezession sei damit gestiegen, warnt Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit.Das schürt Erwartungen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nachlegt, um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen – etwa, indem sie ihr Pandemie-Notfallkaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) im Volumen von derzeit 1,35 Bill. Euro nochmals ausweitet (siehe auch Bericht Seite 7). Zudem sorgt die anhaltend niedrige Inflation im Euroraum gleichfalls für Handlungsdruck bei den Frankfurter Notenbankern: Im September fiel die Teuerungsrate auf Jahressicht auf – 0,3 % und damit weiter unter null.Die rapide steigenden Corona-Neuinfektionen haben im September insbesondere den Dienstleistern die Laune verdorben: Der entsprechende Einkaufsmanagerindex fiel von 50,5 auf 48,0 Punkte. Ökonomen hatten erwartet, dass die Erstschätzung von 47,6 Zählern bestätigt wird. Damit ist das Barometer unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerutscht – nur Werte oberhalb signalisieren wirtschaftliche Expansion. Der PMI Composite ist im Monatsvergleich um 1,5 auf 50,4 Zähler gefallen – er notiert 0,3 Punkte höher als zunächst gemeldet.Der Index kaschiere eine “Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten”, heißt es beim britischen Analysehaus. Angeführt von einem starken Deutschland sei die Industrieproduktion so kräftig gestiegen wie zuletzt vor über zweieinhalb Jahren, wohingegen der Servicesektor wieder in den negativen Bereich abgerutscht sei und die höchsten Geschäftseinbußen seit Mai vermeldet habe.Auch auf Länderebene liefen die Entwicklungen erheblich auseinander, wie die finalen PMI-Daten zeigen. Deutschland führt die Rangliste an – der entsprechende Composite PMI wurde um 1,0 auf 54,7 Zähler nach oben revidiert. Im August notierte das Barometer allerdings noch bei 52,5 Punkten. Italien (50,4 Zähler) war das einzige andere von der monatlichen Umfrage erfasste Land, in dem es – wenn auch nur minimal – aufwärtsging. Frankreichs (48,5 Zähler) und Irlands Wirtschaft (46,9 Punkte) schrumpften wieder. Spanien (44,3 Zähler) zeigte sich wie schon während der ersten Coronawelle stark von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens betroffen (siehe auch Bericht Seite 6).Dass der Aufholprozess der Euro-Konjunktur seine Rally der letzten Monate nicht fortsetzen kann, zeigt das Sentix-Konjunkturbarometer. Der Gesamtindex für Euroland hat nach fünf Anstiegen in Folge um 0,3 Punkte auf – 8,3 Punkte nachgegeben. Die 1 085 zwischen dem 1. und 3. Oktober befragten privaten und institutionellen Anleger schätzten die aktuelle Lage mit – 32,0 Punkten nach – 33,0 Punkten so hoch ein wie zuletzt im März. “Ein nennenswertes Gefahrenelement ergibt sich aus den Daten kurzfristig nicht”, erläuterte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy, “da sich die Erwartungsindizes trotz Rückgang um 2 auf 18,8 Punkte auf erhöhtem Niveau behaupten”. Die eingeleitete Wiederbelebung der Wirtschaft für die kommenden Monate werde nicht in Frage gestellt.Für Deutschland sehe es etwas besser aus als für das gesamte Euro-Wirtschaftsgebiet. Der Gesamtindex ist um 1,5 auf + 1,4 Punkte geklettert – das ist nicht nur das sechste Plus in Folge, sondern damit notiert das Barometer erstmals seit Februar dieses Jahres wieder über der Nulllinie. Positiv entwickelt haben sich laut Hussy vor allem Asien ex Japan, aber auch die USA. Die Anleger reflektierten das zunehmend bessere Konjunkturbild in China, was eine positive Rückkopplung auf die Weltwirtschaft haben sollte, sagte Hussy.