Dienstleister heben Stimmung

Einkaufsmanagerindex legt im Februar zu - Industrie-Barometer rutscht unter die Expansionsschwelle

Dienstleister heben Stimmung

Die Stimmungsaufhellung der Unternehmen im Euroraum im Februar sorgt für einen kleinen konjunkturellen Lichtblick. Wegen der stark auseinanderlaufenden Entwicklung der Dienstleister und des verarbeitenden Gewerbes ändert sich aber nichts an den grundlegenden Sorgen um das Wirtschaftswachstum.ba Frankfurt – Dank des wachsenden Optimismus bei den Dienstleistern hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Februar überraschend aufgehellt. Die Industrie allerdings bleibt das Sorgenkind – der entsprechende Index ist vor allem wegen der schwächelnden deutschen Industrie erstmals seit Sommer 2013 unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gerutscht. Darüber liegende Werte signalisieren wirtschaftliche Expansion.Wegen der weit auseinanderklaffenden Entwicklung halten die Konjunktursorgen der Ökonomen an, obwohl der Dienstleister und Industrie zusammenfassende PMI Composite im Februar um 0,4 auf 51,4 Zähler und damit erstmals nach fünf Rückgängen in Folge gestiegen ist. Volkswirte hatten mit einem nicht ganz so kräftigen Zuwachs auf 51,1 Punkte gerechnet, nachdem der zuverlässigste Indikator für die Euro-Konjunktur im Januar mit 51,0 Zählern auf den niedrigsten Wert seit fünfeinhalb Jahren gefallen war. Der aktuelle Wert signalisiert laut IHS Markit aber weiter nur ein Wirtschaftswachstum von 0,1 % im ersten Vierteljahr auf Quartalsbasis, einem der niedrigsten Werte seit 2014.”Die Eurozone kam auch im Februar kaum vom Fleck”, kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, das vorläufige Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 5 000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Zwar hätten die Dienstleister von der soliden Binnennachfrage in vielen Ländern, vor allem in Deutschland, profitiert und damit die Talfahrt der Industrie teilweise ausgeglichen, doch sei der Sektor “verglichen mit der größtenteils positiven Entwicklung 2018” angeschlagen. Als Schwachpunkt gilt den Experten weiterhin der Industriesektor, der erstmals seit Mitte 2013 wieder Geschäftseinbußen vermeldete. “Und da sich das Auftragsminus hier weiter vergrößerte, dürfte sich in den nächsten Monaten auch der Produktionsrückgang weiter beschleunigen”, mahnte Williamson. Schwächephase hält anChristoph Weil von der Commerzbank wies darauf hin, dass die anhaltende Schwächephase in der deutschen Industrie nicht allein auf die Probleme mit dem neuen Emissionstestverfahren (WLTP) zurückzuführen sei. “Denn sie dürften inzwischen weitgehend überwunden sein, wie ein Blick auf die Auftragseingänge in der deutschen Automobilindustrie zeigt.” Vielmehr scheine der Gegenwind von der Außenwirtschaft noch an Stärke gewonnen zu haben, sagte Weil. Christian Melzer von der DekaBank verweist zudem auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck in Europa, unter dem die hiesige Industrie leide.Weiterhin gelten die globalen Handelshemmnisse, der Brexit, die Krise im Automobilsektor und die gestiegene politische Unsicherheit als dämpfende Faktoren. “Die gestiegene Risikoaversion hat der Nachfrage, den Investitionen und dem Ausgabenverhalten definitiv geschadet”, sagte Williamson. Als Lichtblick bezeichnete er den Arbeitsmarkt – trotz rückläufiger Neuaufträge und Auftragsbestände habe sich der Jobaufbau beschleunigt. Melzer wertet dies als Zeichen, dass sich die Unternehmen nicht auf eine längere Schwächephase einstellen.Der Blick auf die Länder zeigt, dass die beiden größten Volkswirtschaften des gemeinsamen Währungsraums im Februar zugelegt haben, wohingegen die übrigen Länder “aktuell so schlecht abschneiden wie zuletzt Ende 2013, hier herrschte im Februar annähernd Stillstand”, so Williamson. Für Italien deutet sich damit an, dass sich die Rezession auch ins erste Quartal erstrecken wird. Deutschlands Wirtschaft steuert laut Williamson “dank des Servicesektors die 0,2-Prozent-Marke an, während Frankreichs Wirtschaftskraft stagnieren oder leicht schrumpfen dürfte”. Die Gelbwestenproteste dürften keine Spuren mehr hinterlassen. In Deutschland ist die Kluft zwischen Industrie und Dienstleistern am größten – dass der Composite PMI um 0,6 auf 52,7 Punkte kletterte, liegt am Plus von 2,1 auf 55,1 Zähler bei den Dienstleistern. Das Industriebarometer gab um 2,1 auf 47,6 Punkte nach und liegt nun auf dem tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren.