Dienstleister schieben Eurowirtschaft an

Einkaufsmanagerindex steigt im Juni überraschend

Dienstleister schieben Eurowirtschaft an

ba Frankfurt – Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Juni überraschend wieder aufgehellt – dank der Dienstleistungsbranche, die für Schwung gesorgt hat. So ist der von Markit erhobene Einkaufsmanagerindex PMI Composite für die Privatwirtschaft, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, um 0,7 auf 54,8 Punkte geklettert. Ökonomen wurden von dem ersten Plus nach vier Rückgängen in Folge überrascht – sie hatten ein weiteres Absinken auf 53,9 Zähler erwartet.Erfreulich werten die Analysten vor allem den unverhofften Zuwachs bei den Dienstleistern um 1,2 auf 55,0 Punkte nach einer deutlichen Stimmungseintrübung im Mai. Das sechste Minus nacheinander für die Industrie – um 0,5 auf 55,0 Zähler, den tiefsten Stand seit 18 Monaten – hatten sie dagegen auf der Rechnung. Damit liegen aber sämtliche Werte weiter über der Marke von 50 Punkten – Werte darüber deuten eine wirtschaftliche Expansion an. Das vorläufige Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 5 000 Unternehmen signalisiert laut Markit-Chefökonom Chris Williamson ein Wirtschaftswachstum von 0,5 % im zweiten Quartal, das sind 0,1 Punkte mehr als im Startabschnitt. Entwarnung will er gleichwohl nicht geben – nach der ungewöhnlich hohen Zahl an Feiertagen im Mai sei nun wieder Routine eingekehrt, “was wiederum dafür spricht, dass die Wirtschaft weiter auf schwachem Fuß unterwegs ist”. Besonders anfällig für eine weitere Abkühlung scheine die Industrie zu sein, “wo die Unternehmen über Handelshemmnisse und politische Unsicherheiten klagen”, so Williamson. Markit-Ökonom Phil Smith findet es mit Blick auf die deutsche Industrie besorgniserregend, dass sich das Exportneugeschäft im Juni weiter abgeschwächt habe: “Nachgelassen hat laut Befragten vor allem die Nachfrage aus den USA und China”, so Smith. In der eben abgelaufenen Woche ist der Handelsstreit zwischen China und den USA eskaliert, der auf Europa auszustrahlen droht, was vor allem die exportorientierte deutsche Wirtschaft stark treffen könnte.”In Anbetracht der widrigen Umstände hätte es durchaus schlimmer kommen können”, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die verbesserte Beschäftigungssituation, die niedrigen Zinsen und eine gut laufende Bauwirtschaft würden die Konjunktur im zweiten Halbjahr auf Kurs halten. Stefan Kipar von der BayernLB verweist zudem auf das weiter sehr hohe Niveau der Stimmungsindikatoren.