Welthandel

Dienstleistungsbranche für Wirtschaftswachstum in Schwellenländern zentral

Der Dienstleistungssektor spielt in der Wirtschaftsstruktur von Schwellenländern eine vergleichsweise geringe Rolle. Hier wollen WTO und Weltbank ansetzen, um das Wirtschaftswachstum in diesen Regionen zu verbessern – aber auch um globale Probleme zu lösen.

Dienstleistungsbranche für Wirtschaftswachstum in Schwellenländern zentral

Dienstleistungsbranche für Schwellenländer zentral

WTO und Weltbank: Tertiärer Sektor spielt „Schlüsselrolle in Strategien zur Entwicklungsförderung“

mpi Frankfurt

Zwei Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung werden inzwischen im Dienstleistungssektor erzielt. Vor 50 Jahren war es nur etwa die Hälfte. Doch die Entwicklung in diesem Bereich, dem sogenannten tertiären Sektor, fällt je nach Region sehr unterschiedlich aus. In Schwellen- und Entwicklungsländern ist der Dienstleistungssektor weit weniger relevant als in den Industrieländern. Dies wollen die Welthandelsorganisation WTO und die Weltbank ändern. In einem am Montag vorgestellten gemeinsamen Bericht schreiben sie, dass die „Dienstleistungshandelspolitik eine Schlüsselrolle in Strategien zur Entwicklungsförderung“ einnimmt.

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Die beiden Organisationen verweisen darauf, dass ein stärkerer Dienstleistungssektor die Handelskosten reduziert, das Volumen ausländischer Direktinvestitionen erhöht und sich zudem noch positiv auf die Produktionsproduktivität und die Höhe der Exporte auswirkt. „Der Dienstleistungshandel war in den letzten 15 Jahren der dynamischste Bestandteil des Welthandels“, heißt es in dem Bericht. Eine solche Dynamik biete den Schwellenländern und den am wenigsten entwickelten Volkswirtschaften unter anderem erhebliche Chancen für exportorientiertes Wachstum, wirtschaftliche Diversifizierung und eine stärkere Integration in globale Wertschöpfungsketten. Zudem könne ein Ausbau des Dienstleistungssektors dazu beitragen, mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, da der Anteil von weiblichen Angestellten in diesem Sektor besonders hoch ist. 2021 waren weltweit 59% der Arbeitskräfte in der Dienstleistungsbranche Frauen.

Mehr Handelshilfen

WTO und Weltbank schlagen daher eine Verbesserung der Handelshilfen für Schwellen- und Entwicklungsländer vor, damit der tertiäre Sektor in diesen Regionen wachsen kann. Die Organisationen weisen darauf hin, dass die Förderung und Regulierung der Dienstleistungsbranche zwar eigentlich Aufgabe der nationalen Regierungen sei, diese sich jedoch speziell in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern damit schwertäten. Dies liege unter anderem an der „vielfältigen Natur der Dienstleistungswirtschaft“ und der in diesem Sektor hohen „Regulierungsintensität“. Daher brauche es Unterstützung durch die Industrieländer, aber auch von internationalen Organisationen wie der WTO. In Handelsabkommen solle der Dienstleistungssektor zudem stärker berücksichtigt werden, um Handelsbarrieren für den tertiären Bereich abzubauen. Verbindliche Verpflichtungen könnten das Investorenklima verbessern und die Handelskosten verringern.

Eine Stärkung der Dienstleistungsbranche in Schwellen- und Entwicklungsländern sei zudem auch im ureigenen Interesse der Industrieländer. Wachstum im tertiären Sektor in diesen Regionen könne nicht nur die aktuell schwächelnde weltweite Konjunktur wieder ankurbeln und die Strukturen in globalen Lieferketten verbessern, sondern auch bei der Digitalisierung der Weltwirtschaft helfen, wo der Dienstleistungssektor eine wichtige Rolle spiele.

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