Digitalwährung

Digitales Zentralbankgeld ist noch Zukunftsmusik

Eine flächendeckende Einführung liegt laut BIZ in weiter Ferne.

Digitales Zentralbankgeld ist noch Zukunftsmusik

ms Frankfurt

Eine flächendeckende Einführung von digitalem Zentralbankgeld scheint noch in weiter Ferne zu liegen. Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Zentralbank der Zentralbanken BIZ aufgrund einer gestern veröffentlichten Umfrage zum Thema. Zwar hätten viele Notenbanken weltweit ihre Arbeiten intensiviert. Aber: „Bei der Mehrheit der Zentralbanken bleibt es unwahrscheinlich, dass sie in absehbarer Zeit digitale Zentralbankwährungen ausgeben werden“, so die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

Das Umfrageergebnis untermauert, dass trotz der zunehmenden Diskussionen über digitales Zentralbankgeld auch unter Notenbankern und des verstärkten Engagements vieler Währungshüter die breite Einführung noch Zukunftsmusik ist. Tatsächlich mahnt die BIZ immer wieder zur Sorgfalt bei dem Thema, weil es auch um das Vertrauen in die Notenbanken und in das Geld gehe. Im Euroraum hat die Debatte über einen digitalen Euro ebenfalls Fahrt aufgenommen – stark forciert durch EZB-Präsidentin­ Christine Lagarde.

Hintergrund der Debatten sind nicht zuletzt die Pläne des US-Techgiganten Facebook für eine eigene Digitalwährung. Politiker, Aufseher und Notenbanken fürchten Risiken für die Finanzstabilität, sorgen sich aber auch um das staatliche Geldmonopol. Vor allem Chinas Zentralbank drückt bei dem Thema gehörig aufs Tempo und testet bereits. Das setzt auch andere wie die Europäische Zentralbank (EZB) oder die US-Notenbank­ Fed unter Druck. Hinzu kommt der Trend zu digitalem Zahlen in der Corona-Pandemie.

Laut BIZ gehen Zentralbanken weltweit zunehmend „von der konzeptionellen Forschung zur praktischen Erprobung“ über. Als erstes Land der Welt haben 2020 die Bahamas eine digitale Zentralbankwährung sogar zum legalen Zahlungsmittel gemacht. „Diesem Vorreiter werden sich wahrscheinlich weitere anschließen“, so die BIZ. Laut Umfrage dürften Zentralbanken, die zusammen ein Fünftel der Weltbevölkerung repräsentieren, wahrscheinlich in den nächsten drei Jahren digitales Zentralbankgeld für die breite Öffentlichkeit ausgeben.

„Doch trotz dieser Entwicklungen scheint eine flächendeckende Einführung von digitalem Zentralbankgeld noch in weiter Ferne“, so die Zentralbank der Zentralbanken. Lagarde hatte gesagt, dass sie hoffe, dass es bis zu einem digitalen Euro nicht länger als fünf Jahre dauere.

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