EZB-Analyse

Dollar und Euro dominieren internationales Währungssystem

Der Ukraine-Krieg und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland haben auch Sorgen geschürt, dass das globale Währungssystem auf den Kopf gestellt werden könnte. Bislang ist das ausgeblieben, sagt nun die EZB. Den Euro weiter zu stärken, sieht sie als Aufgabe der EU-Politik.

Dollar und Euro dominieren internationales Währungssystem

Dollar und Euro dominieren global

Ukraine-Krieg krempelt internationales Währungssystem nicht um – Euro behauptet sich als Nummer zwei

ms Frankfurt

Der Ukraine-Krieg und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland haben auch Sorgen geschürt, dass das globale Währungssystem auf den Kopf gestellt werden könnte. Bislang ist das ausgeblieben, sagt nun die EZB. Den Euro im internationalen Währungssystem weiter zu stärken, sieht sie als Aufgabe der EU-Politik.

Der Ukraine-Krieg und die in der Folge erlassenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland haben entgegen der Erwartung von Beobachtern bislang nicht zu großen Verschiebungen bei den Weltreservewährungen oder zu einer starken Fragmentierung des internationalen Währungssystems geführt. Zu diesem Ergebnis kommt die Europäische Zentralbank (EZB) in einer Sonderanalyse in ihrem neuen Bericht zur internationalen Rolle des Euro, den sie am Mittwoch vorlegte. Demnach blieb der Dollar 2022 unangefochten die Nummer eins der globalen Währungen und der Euro verteidigte Platz zwei.

Sanktionen und Reaktionen

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hatten allen voran die USA und Europa immer neue Sanktionen gegen Russland erlassen. Dazu gehörte unter anderem das Einfrieren russischer Devisenreserven im Ausland und der Ausschluss Russlands aus dem Zahlungssystem Swift. Viele Experten hatten daraufhin erwartet, dass weniger stark mit den USA verbündete Länder ihren Bestand an Devisenreserven in Dollar und Euro reduzieren könnten. Zudem wurde ein Auseinanderdriften des Währungssystems befürchtet. Beides galt als potenzielles großes Risiko für die Weltwirtschaft und die globale Finanzstabilität.

Die EZB-Analyse dämpft solche Sorgen nun erst einmal. „Im Großen und Ganzen zeigen die verfügbaren Daten keine wesentlichen Veränderungen bei der Verwendung von internationalen Währungen“, heißt es darin. Die mit Abstand am meisten genutzte Reservewährung war demnach 2022 weiterhin der Dollar mit einem Anteil von etwa 59%. Der Anteil des Euro an den weltweiten amtlichen Devisenreserven, bereinigt um Wechselkursveränderungen, stieg laut EZB um 0,5 Prozentpunkte auf 20,5%. Über verschiedene Verwendungszwecke hinweg beläuft sich der Anteil des Euro auf rund 20% (siehe Grafik).

„Anzeichen für eine potenzielle Fragmentierung des internationalen Währungssystems seit dem Einmarsch Russlands beschränken sich bisher hauptsächlich auf Ankündigungen und Einzelfälle und deuten nicht auf allgemeinere Trends hin“, heißt es in dem Bericht weiter. Einige Länder haben avisiert, Alternativen zu den großen traditionellen Währungen wie den chinesischen Renminbi, den russischen Rubel oder die indische Rupie für die Fakturierung des internationalen Handels verwenden zu wollen. Bislang ist da laut EZB aber nicht allzu viel passiert. Eine Ausnahme bilden demnach Anzeichen für eine verstärkte Akkumulation von Gold als alternative Währungsreserve. Diese werde möglicherweise von Ländern getrieben, die geopolitisch näher an China und Russland lägen.

Dass sich der Euro 2022 international gut behauptet habe, bezeichnet die EZB als bemerkenswert – auch wegen der geografischen Nähe zur Ukraine. „Der Status als internationale Währung sollte jedoch nicht als selbstverständlich angesehen werden“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Diese neue Situation erhöht die Verantwortung der europäischen Entscheidungsträger, die Voraussetzungen für das Gedeihen des Euro zu schaffen“, fügte sie mit Blick auf den Krieg hinzu.

„Die weitere wirtschaftliche und finanzielle Integration Europas wird entscheidend dazu beitragen, die internationale Rolle des Euro in einer potenziell stärker fragmentierten Weltwirtschaft zu stärken“, sagte Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Die EZB hat dabei insbesondere die Kapitalmarkt- sowie die Bankenunion im Blick. Umstritten ist die Frage, inwieweit EU-Anleihen als „safe asset“ nötig sind, um die Eurozone dauerhaft zu stärken. Auch die avisierte Einführung eines digitalen Euro gilt als Instrument, um den Euro zu stärken.

Die EZB hatte im Grunde im Jahr 2019 ihre zuvor neutrale Position zur internationalen Rolle des Euro aufgegeben (vgl. BZ vom 14.6.2019). Hintergrund war nicht zuletzt die Debatte über die monetäre Autonomie Europas. Die EZB sieht aber primär die Politik in der Pflicht. Der Status als Weltleitwährung bietet eine Reihe Vorteile, etwa einen besseren Zugang zu den internationalen Finanzmärkten. Zugleich bestehen aber auch Risiken und die Verantwortung für die nationale Politik steigt.

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