Draghi lässt Anleger jubeln - Hoffnung auf weitere EZB-Hilfen

Notenbank bekräftigt Ziel einer deutlichen Bilanzausweitung - Euro fällt unter 1,24 Dollar

Draghi lässt Anleger jubeln - Hoffnung auf weitere EZB-Hilfen

ms/ck Frankfurt – Die Hoffnung auf weitere Hilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) für die darbende Euro-Wirtschaft hat den Euro kräftig absacken lassen und vorübergehend auch zu deutlichen Kursgewinnen an den Börsen geführt. Der deutsche Leitindex Dax beispielsweise legte in der Spitze um 1,7 % bis auf 9 467 Punkte zu. Der Euro dagegen brach bis auf 1,2392 ein und wurde am Abend mit einer Einbuße von 0,7 % bei knapp 1,24 Dollar gehandelt.Notenbankchef Mario Draghi hatte nach der gestrigen Sitzung der Euro-Hüter bekräftigt, dass die EZB ihre Bilanz deutlich ausweiten will. Das soll nicht zuletzt den Euro schwächen und so die Exporte sowie die Inflation ankurbeln. Der EZB-Rat habe die EZB-Mitarbeiter und die zuständigen Gremien im Eurosystem damit beauftragt, weitere Maßnahmen vorzubereiten, falls diese nötig werden sollten, betonte Draghi.”Die EZB hat deutlich kommuniziert, dass sie ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten ausweiten und expansiver gestalten wird”, sagte der Präsident des DIW in Berlin, Marcel Fratzscher. Auch an den Finanzmärkten setzen nun viele darauf, dass die EZB über die bisher beschlossenen Maßnahmen hinaus aktiv wird. Spekuliert wird vor allem über den Kauf von Unternehmens- und Euro-StaatsanleihenHintergrund dieser Spekulationen ist nicht zuletzt, dass Draghi sagte, der EZB-Rat erwarte infolge der bisherigen Kredithilfen und Kaufprogramme eine Ausweitung der Bilanz in Richtung des Niveaus wie im März 2012 – das lag rund 1 000 Mrd. Euro höher als aktuell. Aus Sicht vieler Experten ist das mit den bisherigen Maßnahmen nicht realistisch. Die Notenbank müsse deshalb nachlegen, um dieses “Bilanzziel” zu erreichen, als das es gestern viele interpretierten. In Notenbankkreisen hieß es indes, dass es weiter kein explizites Bilanzziel gebe. Zudem sei offen gehalten, binnen welchen Zeitraums sich die “erheblichen Auswirkungen” auf die Bilanz durch die bisherigen EZB-Hilfen einstellen sollen.An den Anleihemärkten fielen die Reaktionen vergleichsweise verhalten aus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank bis auf 0,817 % und lag abends unverändert bei 0,83 %. Während sich auch die italienischen Staatsanleihen kaum veränderten, erhielten spanische Staatstitel Auftrieb. In der zehnjährigen Laufzeit lag die Rendite zuletzt um rund 4,5 Stellen gedrückt bei 2,14 %, Am Aktienmarkt wurde das Geschäft neben der EZB von einer Flut von Quartalszahlen geprägt. Lanxess verloren nach der Berichterstattung des Unternehmens als Dax-Schlusslicht 7 %, während Beierdorf mit einem Gewinn von 6,3 % Spitzenreiter waren. Heute steht an den Finanzmärkten der amerikanische Arbeitsmarktbericht im Mittelpunkt.—– Kommentar Seite 7- Berichte Seiten 7 und 17